Augsburg – Für sportliche Schlagzeilen sorgt Fernando da Silva (34), besser bekannt als Caiuby, schon lange nicht mehr – doch im Augsburger Nachtleben fällt der schillernde Augsburger Ex-Bundesligaprofi immer wieder mal durch Fehltritte auf.
Gestern sollte sich der Brasilianer, der von 2014 bis 2019 beim Bundesligisten FC Augsburg unter Vertrag war, erneut wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Amtsgericht Augsburg verantworten: Am 22. Mai 2022 gegen 4.55 Uhr soll er laut Anklage in einem Nachtclub dem Studenten Paul S. (24) mit dem Schuh ins Gesicht getreten haben. Dafür kam er sogar zwei Wochen in U-Haft, schließlich war er erst kurz zuvor für einen Kopfstoß in einem anderen Lokal zu 49 500 Euro verurteilt worden. Doch gegen den Strafbefehl über ein Jahr Gefängnis auf Bewährung ließ Caiuby gestern seinen Verteidiger Marco Müller allein antreten. „Mein Mandant ist ausgereist nach Brasilien, um sich ein Visum zu organisieren“, so der Anwalt. Er hätte sich gern selbst gegen die Vorwürfe verteidigt, denn tatsächlich habe er sich nur mit einer Ohrfeige gegen eine Beleidigung zur Wehr gesetzt. „Geh zurück in den Dschungel, friss eine Banane“, soll ihm Paul S. an jenem Abend zugerufen haben. „Es gab keinen Tritt mit dem Fuß gegen den Kopf“, sagte Müller.
„Das war wie ein Kung-Fu-Tritt“, erinnerte sich dagegen Marco J. (24) aus der Clique des Opfers. „Ich war komplett schockiert, als ich Paul gesehen habe. Das Auge war voller Blut.“
Dem vorausgegangen sein soll eine Hänselei unter Fußball-Fans. Daniel G. (26): „Ich fragte Caiuby, ob er nicht für meinen Verein Bärenkeller spielen will. Dann lud ich ihn zu unserem Vatertag ein, sagte, da gebe es super Essen und schöne Frauen.“ Caiuby sei dann „direkt ausgerastet“. Opfer Paul S. konnte sich als Zeuge nicht mehr an den Schlag selbst erinnern. Von einer Beleidigung Caiubys wollte er nichts wissen.
Ganz anders erinnerten sich dagegen die Begleiterinnen des Fußballers, der zuletzt bei Türkgücü München einen Vertrag unterschrieben hatte, wegen fehlender Arbeitserlaubnis aber nicht spielen durfte. Er sei als schlechter Spieler und auch noch unflätig beleidigt worden, sagte Lisa G. (30). „Ich habe noch versucht, Caiuby abzuschirmen von der Menge, aber er hat sich losgerissen.“ Er habe „sich halt provozieren lassen“. Ihre Freundin Melanie legte sich fest: „Einen Fußtritt kann ich ausschließen, ich habe nur eine Hand gesehen.“
Um das Geschehen aufzuklären, hat Richterin Silke Knigge für den 23. Mai weitere Zeugen geladen. Vielleicht taucht auch Caiuby selbst bis dahin im Gericht auf. Für ihn geht es um viel – er hat in der Vergangenheit wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Leistungserschleichung und Körperverletzung schon über 100 000 Euro Geldstrafen zahlen müssen.