Böbing/Pischlach – Im Oberland hängt das Plakat fast überall. In Bäckereien, Ge-schäften und an Schwarzen Brettern. „Hof gesucht“, steht in fetten, grünen Buchstaben darauf. Darunter eine Handy-nummer: 0157/51 91 63 72. Aufgehängt haben es Anna-Lena Scholz und Matthias Seelos aus dem kleinen Dörfchen Pischlach, einem Gemeindeteil von Böbing im Landkreis Weilheim-Schongau. Das junge Paar hat einen Traum: eine eigene Landwirtschaft. Seit fünf Jahren sind der Peitinger und die Ohlstädterin liiert, vor zwei Jahren zogen sie in Pischlach zusammen. Dort genießen sie Tag für Tag Landleben pur.
Bei der ersten Vorstellungsrunde in der Nachbarschaft stießen die beiden auf einen Bauernhof in der Nähe. „Wir haben einfach gefragt, ob wir etwas helfen können“, erinnert sich Seelos, dessen Vater schon Schafe und Kühe hielt. Und das konnten sie. „Bei den Pferden hat es uns Spaß ge-macht, aber noch besser hat es uns bei den Kühen gefal-len“, erzählt der Feinwerk-mechanikermeister. Seitdem gehört die tägliche Stallarbeit zur Leidenschaft des Paares. Sie haben für den Landwirt sogar einmal eine Urlaubsvertretung gemacht.
Eine Zukunft auf dem Hof konnte sich Anna-Lena Scholz gut vorstellen. Doch der Bauer hat selbst Kinder, die den Hof übernehmen wollen. Also machen sich Anna-Lena Scholz und Matthias Seelos nun mit Plakaten auf die Suche nach einer eigenen Landwirtschaft.
Natürlich soll so ein lebens-verändernder Schritt kein Schnellschuss sein. „Ein hal-bes Jahr haben wir überlegt. Es gibt ja nicht nur schöne Zeiten auf dem Hof. Aber inzwischen sind wir uns ganz sicher“, sagt die 25-Jährige und fügt hinzu: „Wir haben einfach Bock, das jetzt anzugehen.“
Die ersten Schritte haben sie bereits geschafft. Seelos schließt gerade seinen technischen Betriebswirt ab, Scholz macht neben ihrer Arbeit im Naturkindergarten eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin. Gemeinsam lernen die beiden für den „großen Bila“, ein zweijähriges Weiterbildungsprogramm der bayerischen Landwirtschaftsberatung. Auf diesem Weg wollen sie alle Fähigkeiten erwerben, um einen Bauernhof zu leiten. „Wenn wir etwas machen, dann richtig“, sagt Scholz. Die Hobbys der beiden sind ebenfalls gut auf einem Bauernhof einsetzbar. Scholz liebt es zu gärtnern, hat einen Acker und viele Hochbeete. Die Erträge kocht sie selbst ein oder verarbeitet sie. Seelos besitzt einen Wald, den er von seiner Oma geerbt hat, und tobt sich dort gemeinsam mit seinem Bruder an großen Maschinen aus. Außerdem besitzt der 24-Jährige zwei Traktoren, an denen er stundenlang bastelt.
Nun fehlt also nur noch der passende Hof. „Innerorts ist das für uns nicht vorstellbar. Es müssen Felder drumrum sein“, sagt Anna-Lena Scholz. Denn die Kühe – um die 20 sollen es werden – sollen viel Zeit draußen verbringen dürfen: „Alles soll so tiergerecht wie möglich sein.“ Auch über Hühner, Schafe oder Schweine würde sie sich freuen. Und auch das Zusammenleben mit den bisherigen Besitzern können sich die beiden gut vorstellen – wenn es menschlich passt. „Am besten wäre jemand Älteres, der die Landwirtschaft mit Leidenschaft betreibt und selbst keine Nachkommen hat, die weitermachen wollen“, sagt er. Er würde sich freuen, von älteren Landwirten lernen zu können. Er könnte sich vorstellen, erstmal einige Probewochen zu machen. „Wir sind für viele Ideen offen“, sagt Seelos. Sobald sie ihre eigene Landwirtschaft haben, wollen die beiden auch heiraten und Kinder bekommen. Für diesen großen Traum kleben sie nur zu gerne Plakate.