München – Michael „Bully“ Herbig erhebt sich von seinem Stuhl in der ersten Reihe, er grinst. Am Rednerpult erwartet ihn Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU). Sie überreicht ihm den goldenen Bayrischen Verfassungsorden. Herbig (55) blickt ihr ins Gesicht, schaut auf den Orden, dann ins Publikum. Was kommt jetzt? Soll er noch eine Rede halten, will er wissen. Er setzt beinahe an, wartet, lächelt, sagt dann nichts. Lachen geht durch den Saal – ein wenig Situationskomik im Landtag,
Sein Humor ist nur ein Grund, Herbig am Freitag im Bayerischen Landtag neben Susanne Klatten und Claudia Dalla Torre mit dem Bayerischen Verfassungsorden auszuzeichnen – in einem Nachholtermin der Verleihung aus dem Jahr 2022. Die staatliche Auszeichnung vergibt der Bayerische Landtag seit über 60 Jahren für herausragende Leistungen für das Gemeinwohl. Dalla Torre ist für ihr Engagement für Frauen in Not geehrt worden – auf ihre Initiative entstand vor rund 40 Jahren ein Frauenhaus in Kempten. Susanne Klatten, BMW-Haupteigentümerin, unterstütze mit der Herbert-Quandt-Stiftung die Entwicklung von Start-ups, so Aigner in ihrer Laudatio. Und „Bully“ Herbig sei als Comedian, Schauspieler, Regisseur und Produzent eben ein „wahrer Tausendsassa“.
Herbig selbst sagte, er sei sehr überrascht gewesen über die Ehrung: „Ich habe mich sofort gefragt, ob ich dann im Landtag mit meinem Programm auftreten muss“, sagt er scherzhaft. So weit kam es nicht, doch immerhin habe er bei der Gelegenheit als gebürtiger Münchner zum ersten Mal einen Einblick in den Landtag bekommen. „Vielleicht denke ich über ein weiteres Standbein nach“, sagt er lachend. Er zeigte sich geehrt, obwohl es ihm nie um Orden gegangen sei: „Meine Priorität war immer, Leute glücklich zu machen. Ich habe immer gerne in lachende Gesichter geguckt.“ Das sei sein Antrieb.
Daneben engagiert sich Herbig seit rund 20 Jahren für die Initiative „Artists for Kids“, die Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen unterstützt: „Ich bin selbst mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen, das war auch nicht immer einfach“, sagt er. Deswegen wolle er jetzt selbst etwas weitergeben. Und was macht er mit dem Orden? „Ich nehme ihn ins Büro mit – und lasse mich nur noch mit Majestät ansprechen“, sagt er. Die Scherze, er kann sie nicht lassen. JULIAN LIMMER