Ein Heiratsantrag auf Feuerwehr-Art

von Redaktion

VON ARMIN FORSTER

München/Rudelzhausen – Montagmorgen ahnt Alexandra Eisenrieder nicht, dass gleich etwas passiert, das ihr restliches Leben prägen und ihr Glückwünsche aus ganz Deutschland einhandeln wird. An diesem Tag Ende April sitzt die 36-jährige Sachbearbeiterin in der Kassenzahnärztlichen Vereinigung und klickt sich durch Statistiken – bis zu diesem „Alarm“. Doch dazu gleich mehr.

Schon auf der Realschule hatte sie für Tobias Grell, der wie sie aus Rudelzhausen im Kreis Freising kommt, viel übrig. Aus besten Freunden wurde ein Paar, das knapp zwei Jahrzehnte gemeinsam durchs Leben ging, Kinder bekam – aber nie heiratete. „Der richtige Zeitpunkt hatte sich irgendwie nie ergeben“, erzählt Tobias Grell.

Aber nun war die Zeit reif, fand der 35-Jährige, und der Zufall half ihm. Denn der Berufsfeuerwehrmann absolviert gerade einen Zugführer-Lehrgang. Und die Feuerwehrschule an der Wache 2 in München-Sendling liegt nur zwei Kilometer von Alexandras Arbeit entfernt. Mit seinem Kameraden Christian schmiedete Tobias einen Plan für einen Heiratsantrag, von dem auch die übrigen Lehrgangsteilnehmer begeistert waren.

An jenem Montag also, es ist der 18. Jahrestag des Paars, steigen 24 Feuerwehrleute in ihre Einsatzwagen und steuern zu dem Gewerbekomplex an der Fallstraße. Tobias Grell wartet vor dem Haus und schickt einen Trupp hinein. Mit Löschschlauch, Axt und Atemschutz tauchen fünf Männer im Büro von Alexandra Eisenrieder auf und melden ihr einen Brandalarm. Spätestens, als ihr Artikel 23 des Bayerischen Feuerwehrgesetzes zitiert wird, wonach sie zur Hilfeleistung und Abwehr einer Gefahr für die Allgemeinheit zwingend mitkommen müsse, dämmert der 36-Jährigen, dass es sich hier um einen ganz persönlichen „Einsatz“ handelt. Hatte ihr Tobi doch zuletzt auffällig oft von diesem speziellen Gesetz erzählt. „Ich hatte jedenfalls keine Angst, dass es brennt“, wird sie sich später lachend erinnern.

Sie wird nach draußen eskortiert. Vor der Tür erwartet sie ein Schlauchspalier, an dessen Ende ein breit grinsender Tobi Grell steht. Er nimmt den Helm ab und spricht mit flatternder Stimme darüber, wie viel ihm ihre Liebe bedeutet und dass er sich für ihre zwei wundervollen Söhne bedankt. Dann geht er auf die Knie, zückt einen Goldring mit Brillanten und fragt, ob sie ihn heiraten will. Für ihr „Ja!“ zögert sie keine Sekunde, die Glückstränen kann sie nicht mehr verbergen. Die Kollegen der beiden applaudieren laut und natürlich tönen auch die Martinshörner los. Zu den Häppchen, die die Feuerwehrler mitgebracht haben, gibt es Sekt – alkoholfrei, schließlich darf im Dienst nicht getrunken werden. Dann steigen die frisch Verlobten in die Drehleiter und Tobi steuert Alex auf 30 Meter Höhe, wo sich das Paar beim Blick über ganz München in die Arme fällt. Die Kameraden am Boden spielen über die Sprechanlage ein Liebeslied ab.

„Es war alles wie im Film“, schwärmt Alexandra Eisenrieder. „Als ich eine Stunde später wieder in eine IT-Besprechung musste, fiel mir die Konzentration doch schwer.“ Für Tobias Grell war es eher umgekehrt: „Ich konnte zwei Nächte davor nicht schlafen und hatte Angst, dass sie mir mit einem Antrag zuvorkommt, und der ganze Plan platzt.“

Dafür, dass dem Paar nun nicht bloß Familie und Freunde gratulieren, sondern auch Glückwünsche aus der ganzen Republik eintrudeln, ist Christian Rohrbacher verantwortlich: Der Feuerwehrkamerad von Tobias ist auch Video-Creator, er hat den Antrag gefilmt und ins Netz gestellt. Auf Facebook und Instagram verbreitet sich der flammende Heiratsantrag gerade rasant und sorgt dafür, dass sich uralte Freunde von Alexandra und Tobias wieder bei ihnen melden. Besonders gefällt einigen Kommentatoren in den Sozialen Netzwerken außerdem, dass eine solche Aktion möglich war. So schreibt ein User etwa: „Für so was dürfen gerne meine Steuergelder verbraten werden! Wie schön, wenn es trotz allem immer noch menscheln darf!“

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