Bär von Zug erfasst und getötet

von Redaktion

VON JOHANNES WELTE UND KATRIN WOITSCH

Hindelang/Schwarzach – Für einen der Bären, die gerade in Bayern unterwegs sind, ging die Reise gestern zu Ende. An einem Bahngleis in Österreich wurde das Tier am Dienstagmorgen tot gefunden. Es wurde zwischen den Bahnhöfen Schwarzach im Pongau und Lend von einem Zug erfasst. Zwei Lokführer der Österreichischen Bundesbahnen meldeten den toten Bären der Polizei. „Bei dem Zusammenstoß mit dem Zug wurde dem Bären die linke Hinterpranke komplett abgetrennt“, berichtet Franz Wieser, Sprecher des Bundeslands Salzburg. „Auch am Kopf waren schwere Verletzungen zu erkennen.“ Der Bärenbeauftragte hatte den Transport in ein nahe liegendes Kühlhaus angeordnet. „Dort wird das tote Tier nun begutachtet“, sagt Wieser.

Unklar ist, wie viele Bären in Bayern aktuell unterwegs sind. Erst am Montagabend wurde im Oberallgäu ein Bär im Hintersteiner Tal bei Bad Hindelang gesichtet. Ein Busfahrer hatte das Tier bemerkt und fotografiert, der Bär zog sich daraufhin sofort zurück. Bad Hindelang und Schwarzach liegen rund 270 Kilometer entfernt – es muss sich also um mindestens zwei Tiere handeln, die in Bayern seit einigen Wochen immer wieder gesichtet wurden.

Ende April waren bei Rosenheim drei Schafe von einem Bären gerissen worden. Anfang Mai tappte erst im Kreis Traunstein und zwei Tage später nahe Schneizlreuth im Berchtesgadener Land ein Bär in eine Fotofalle und hinterließ Spuren. Zuletzt wurde ein Tier nahe Salzburg am Untersberg gesichtet. Der Fundort des toten Bären ist etwa 20 Kilometer von der bayerischen Grenze weg. Es könnte sich also um dieses Tier handeln. Geklärt ist das allerdings nicht. Es werde derzeit geprüft, sagte eine Sprecherin der Salzburger Jägerschaft. Dafür wird im Gen-Labor des Naturhistorischen Museums in Wien die DNA des toten Tieres mit DNA-Proben der früheren Spuren und der europäischen Bären-Datenbank verglichen. Geplant ist außerdem, dass der getötete Bär präpariert wird und für Schulungszwecke in der Jagdausbildung genutzt wird. Es handelt sich nach Informationen der Salzburger Jägerschaft um ein eher junges, männliches Tier, mindestens 100 Kilogramm schwer.

Bären-Expertin Anneke van Heteren von der Zoologischen Staatssammlung vermutet ebenfalls, dass die in Bayern gesichteten Tiere Männchen sind. Die Weibchen bleiben oft in der Gegend, in der sie aufgewachsen sind, erklärt sie. „Männliche Jungtiere suchen sich ein neues Revier.“ Und das kann 120 bis 1600 Quadratkilometer groß sein. „Die Reviere überlappen sich auch oft“, erklärt van Heteren weiter. „Bei dieser Größe können sich die Bären ja leicht aus dem Weg gehen.“

Dass es in Bayern wieder häufiger Bären-Sichtungen gibt, erklärt sich van Heteren damit, dass es der Bären-Population im italienischen Trentino wohl sehr gut geht. „Wenn die Dichte zu groß wird, ziehen die Jungtiere weg.“ Bayern und Österreich bieten ihnen mit den Bergen und Wäldern optimale Lebensbedingungen. Trotzdem sei denkbar, dass die Bären noch weiter nach Norden wandern. „Sie wissen ja nicht, ob es dort besser ist oder nicht“, erklärt die Expertin. Das bedeutet, dass Bären oft durch mehrere Regionen wandern, bevor sie irgendwo sesshaft werden. Laut van Heteren können sie bis zu 20 Kilometer am Tag zurücklegen. Sie hält es für gut möglich, dass Bären in Bayern bleiben, wenn sie nicht gestört werden.

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