Die zwei Neuen

von Redaktion

Bartgeier Sisi und Nepomuk in Berchtesgaden ausgewildert

Ramsau – Einige Bartgeier-Fans hatten weite Anfahrtswege auf sich genommen. Aus Traunstein sind sie gekommen, aus Ulm, Füssen und sogar aus Mönchengladbach. Weil sie dabei sein wollten, wenn die zwei Neuen im Berchtesgadener Land ausgewildert werden.

Sisi und Nepomuk heißen die Tiere, die gestern im Nationalpark Berchtesgaden in Freiheit entlassen wurden. Sie sind Österreicher – und optisch gut zu unterscheiden. Sisi ist groß und wuchtig, Nepomuk eher zierlich. Und die große Menschentraube, die die Auswilderung verfolgen wollte, störte ihn sichtlich. Schnell wurde der Greifvogel in die Tragebox gepackt, um ihm die öffentliche Vorstellung zu ersparen. Das Tierwohl geht vor. Also war die ganze Aufmerksamkeit erst mal auf die fünfeinhalb Kilo schwere Sisi gerichtet. „Mit der Auswilderung des Bartgeiers wird unsere ursprüngliche Artenzusammensetzung wiederhergestellt“, sagte der Leiter des Nationalparks, Roland Baier.

Die Bartgeier wurden in Deutschland vor mehr als 140 Jahren ausgerottet. Seit 2021 arbeitet ein internationales Experten-Team daran, sie hier wieder anzusiedeln. Acht Jungtiere werden dieses Jahr in den Alpen ausgewildert: Sisi und Nepomuk in Berchtesgaden, zwei in der Schweiz und vier in Frankreich. Auf deutscher Seite folgen die beiden Tiere damit Dagmar, Recka, Wally und Bavaria. Wally wurde allerdings vergangenes Jahr bei einem Steinschlag tödlich verletzt.

Sisi und Nepomuk sind noch flugunfähig und wurden gestern in eine Felsnische gebracht. Zunächst mussten sie aber in ihren Kisten den steilen Anstieg hinaufgetragen werden. Nach etwa fünf Wochen sollen sie zu ihren Jungfernflügen starten. Zwei Beobachter werden die beiden Jungtiere in den kommenden Wochen ganz genau im Auge behalten. Bis zum Spätsommer werden sie in jedem Fall in der Umgebung bleiben. Erst danach werden sie auf große Tour gehen.

Eine Sache freut Toni Wegscheider, Bartgeier-Experte beim Landesbund für Vogelschutz, besonders: „Recka und Bavaria wohnen mittlerweile als WG in Werfen, in einer Schlucht unweit von Autobahn und Motocrossstrecke“, verrät er. Total laut sei es dort. Aber den Bartgeiern gefällt es. „Sie profitieren voneinander und es geht ihnen gut.“ KILIAN PFEIFFER

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