München – Die Werdenfelsbahn – offenbar ein Sanierungsfall. Angesichts zahlreicher Baustellen in den nächsten Monaten hat der Fahrgastverband Pro Bahn einen Baustellenfahrplan veröffentlicht. Die Baustellen ziehen sich über das ganze Netz.
Da kann man als Bahnkunde schnell den Überblick verlieren, sagt Norbert Moy von Pro Bahn Oberbayern. Der Weilheimer, der selbst Pendler ist, hat den Baustellen-Kalender erstellt. Die Bahn bestätigt die von Moy zusammengestellten Angaben. Der Baustellenfahrplan gehe „so in Ordnung“, erklärte eine Sprecherin. „Es handelt sich allerdings um einen Planungsstand, der im Laufe des Jahres noch geringfügig angepasst werden kann.“
Hintergrund ist ein Strategiewechsel im Baustellen-Management: Die Bahn will nicht mehr, wie es früher der Fall war, primär „unter dem rollenden Rad“ sanieren. Stattdessen werden ganze Abschnitte komplett gesperrt. Diese Methode wird auch (bahnintern kontrovers diskutiert) auf den sogenannten Hochleistungskorridoren angewandt – erstmals ab Juli 2024, wenn die Riedbahn (Frankfurt–Mannheim) fünf Monate komplett gesperrt wird.
In Oberbayern ist aus Pendler-Sicht vor allem der Neubau der Oberleitung auf der Kochelseebahn zu berücksichtigen: Vom 13. Juni bis 3. August ist die eingleisige Strecke Tutzing–Kochel gesperrt, anschließend (abgesehen von einer zweiwöchigen Wiesn-Ausnahme) bis 10. Dezember Penzberg–Kochel. Auf einer Länge von 35 Kilometern werden rund 600 neue Masten gesetzt und der Fahrdraht neu gezogen.
Ebenfalls schon nächste Woche beginnen Bauarbeiten auf der Hauptstrecke zwischen Weilheim und Tutzing – die Arbeiten dauern vom 12. Juni bis 13. Juli. Mittenwald und Klais werden sogar bis Ende des Jahres von der Bahn abgeschnitten bleiben, weil eine Stützmauer marode ist. „Hier sind bislang noch nicht einmal Bauarbeiten angekündigt worden“, bedauert Moy. Er fordert von der Bahn, die Sperrzeiten zumindest für zeitgleiche Sanierungen an allen Gewerken und Streckenabschnitten zu nutzen. Eigentlich aber seien die Zustände bei der Werdenfelsbahn „einem hochentwickelten Land wie Bayern unwürdig“. Die Politik müsse Eisenbahn wieder „als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge“ wahrnehmen.
Nicht nur im Werdenfels wird gebaut, sondern auch im Oberland. Derzeit kommt es zwischen Schliersee und Bayrischzell zu Zugausfällen und Fahrplanänderungen. Gestern fielen etliche Züge im Netz Chiemgau/Inntal aus. Grund war hier aber Krankmeldungen von Lokführern. dw