Kriminalfälle im Denkmalamt

von Redaktion

Untersuchungen zu 3000 Jahre altem Schwert und mutmaßlichem Cranach-Bild

VON CARMEN ICK-DIETL

München – Beim Landesamt für Denkmalpflege geht es gerade regelrecht kriminalistisch zu. Die Experten beschäftigen sich mit gleich zwei ungewöhnlichen Stücken: Einem alten Christus-Gemälde sowie einer über 3000 Jahre alten Bronzewaffe. In beiden Fällen sollen Herkunft und Hintergrund erforscht werden.

Das Schwert ist ein ganz besonderer Fund aus Nördlingen. Bei Grabungen im Donau-Ries ist ein Archäologenteam vergangene Woche auf die Grabbeigabe gestoßen. „Der Erhaltungszustand ist außergewöhnlich“, erklärt Generalkonservator Prof. Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. Das Bronze-schwert glänzt beinahe noch. Es stammt wohl vom Ende des 14. Jahrhunderts vor Christus, ist also über 3000 Jahre alt. „Ein Fund wie dieser ist sehr selten“, so Pfeil. Es gibt generell nur wenige Schwertfunde aus dieser Epoche, meist stammen sie aus im 19. Jahrhundert gezielt geöffneten Grabhügeln.

Das nun entdeckte Schwert stammt aus einem Grab, in dem kurz hintereinander drei Personen mit reichen Bronzebeigaben bestattet wurden: Ein Mann, eine Frau und ein Jugendlicher. In welchem Verhältnis die drei standen, ist derzeit noch unklar. Sicher ist allerdings: Die Herstellung eines solchen Achtkantschwerts mit all seinen Verzierungen war recht aufwändig. Die ganze Art lässt darauf schließen, dass es eine echte Waffe war, die hauptsächlich auf Hiebe ausgerichtet war. Allerdings fehlen entsprechende Hiebspuren. Das Landesamt will auch klären, ob das Schwert made in Bavaria ist. Es könnte aber auch aus Norddeutschland oder Dänemark stammen.

Bei dem Gemälde geht es vor allem um eine Frage: Ist es ein echter Cranach? Das Bild von Christus als „Salvator Mundi“ (Retter der Welt) stammt aus der Kirche St. Salvator in Bettbrunn im Köschinger Forst (Kreis Eichstätt). Es könnte von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515-1586) stammen. Seine Initialen stehen jedenfalls in feinen Lettern auf dem Bild von 1570, allerdings fehlt die für ihn typische Schlangen-Signatur. Mit UV-, Röntgen- und Infrarotuntersuchungen sowie kunstwissenschaftlicher Forschung wollen die Experten des Landesamtes in den nächsten Monaten das Geheimnis der Urheberschaft lüften. „Die Chance, ein Gemälde in dieser Tiefe zu untersuchen, haben wir nicht alle Tage“, schwärmt Gemälde-Restauratorin Julia Brandt. Der Chef des Landesdenkmalamtes sagte, er sei „gespannt, ob das Cranach-Gesamtwerk bald um ein Kunstwerk reicher ist“. Nach der Konservierung des Originals wird nach Angaben von Pfarrer Wojciech Wysocki eine Kopie das neue Kultobjekt in der renovierten Kerzenkapelle.

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