Die geheime Sicherheitskonferenz

von Redaktion

Ausnahmezustand in Berchtesgaden: BND lädt 120 Geheimdienstvertreter nach Bayern ein

Berchtesgaden – Nach monatelanger Vorbereitung und unter höchster Sicherheitsstufe hat der Bundesnachrichtendienst hochrangige, sicherheitsrelevante Geheimdienstvertreter nach Berchtesgaden geladen. Drei Tage lang war das Ortszentrum Sperrgebiet, es gab auch Flugverbotszonen. Der BND ist zuständig für die zivile und militärische Auslandsaufklärung.

Die Sicherheitskonferenz wurde im Geheimen geplant, bestätigt Polizeihauptkommissar Stefan Scharf. „Für uns ist das ein hochkritischer Einsatz.“ Personell unterstützt wurde die Berchtesgadener Polizei von der Landespolizei und etlichen Spezialkräften. An jeder Ecke im Ort standen Polizeibeamte.

Für Stefan Scharf war es der größte und aufwendigste Einsatz überhaupt. „Etwas Vergleichbares gab es hier noch nie“, sagt er. Über die Inhalte der Veranstaltung gibt niemand Auskunft. Rund 120 Geheimdienstvertreter waren vor Ort – aus den USA, Ägypten, Australien und vielen Nato-Staaten. Namen wurden geheim gehalten. „Wir wissen selbst nicht, wer vor Ort ist“, heißt es bei der Polizei in Berchtesgaden. Selbst Bürgermeister Franz Rasp wollte oder konnte nichts sagen. Sogar die Webcams im Markt waren während der Konferenz deaktiviert. Der Kurpark war Hochsicherheitszone. Dort stand ein Großaufgebot an Polizeiwagen.

Im Vorfeld waren Hundeführer mit mindestens acht Sprengstoffspürhunden mehrere Tage lang in Berchtesgaden unterwegs, um die Veranstaltungsorte und die Tiefgarage zu inspizieren. Bei einem der eigens neu beschafften Tische für die Tagungsteilnehmer habe ein Hund angeschlagen, heißt es. Der Tisch war daraufhin zerlegt und untersucht worden. Nur falscher Alarm, wie sich später herausstellte.

Einige der Teilnehmer reisten mit EC-155-Hubschraubern an, die bei der Bundespolizei in der polizeilichen Gefahrenabwehr sowie zum Eigen- und Grenzschutz verwendet werden. Der Landeplatz: die Gebirgsjägerkaserne in Bischofswiesen. Von dort ging es weiter in schwarzen Kastenwagen und gepanzerten Limousinen. Eingemietet waren die Gäste im Hotel Edelweiß. Eine Agentur hatte das Hotel komplett gebucht. Auch in den Hotels der Nachbarorte waren etliche Zimmer für Polizeibeamte reserviert. Über die Tiefgarage gibt es vom Hotel aus eine unterirdische Verbindung zum gegenüber befindlichen Kongresszentrum. Das Tagungszentrum mit mehreren Sälen war hochsicherheitsüberwacht. Alle Gebäudeseiten wurden dauerhaft abgesichert. Selbst die Hotel-Mitarbeiter waren im Vorfeld sicherheitsüberprüft worden und mussten Führungszeugnisse und Ausweise einreichen. Nur wer eine weiße Weste hat, durfte arbeiten.

Die Konferenz lief unter dem Namen „Echo 2023“. Der BND unterhält Kontakte zu etwa 450 Nachrichtendiensten in über 160 Staaten. Auch über den russischen Angriffskrieg in der Ukraine wurde sehr wahrscheinlich gesprochen. Die Polizei teilt mit: „Es ging um den Austausch tagesaktueller sicherheitspolitscher Themen.“

In Berchtesgaden kursierten seit einigen Wochen schon Gerüchte zur Hochsicherheitsveranstaltung. Viele wunderten sich über die hohe Polizeipräsenz, auch Verschwörungstheorien machten die Runde. Gemunkelt und gemutmaßt wird viel, bestätigt wird nichts. Den wenigen im Vorfeld mit der Veranstaltung betrauten Journalisten wurde die Möglichkeit eingeräumt, ein Foto zu machen, wenn die Teilnehmer vom Hotel zum Kongresszentrum gehen. Einige verdeckten das Gesicht mit ihren Händen. BND-Präsident Bruno Kahl schüttelte ein paar Hände, bevor er ins Hotel ging. „Wir haben versucht, ein weitestgehend normales Leben ohne größere Beeinträchtigungen möglich zu machen“, fasst Stefan Scharf die vergangenen Tage zusammen. Am Donnerstag reisten die Gäste ab. Nicht nur die Tagung blieb geheim, auch über die Kosten für den aufwendigen Einsatz gab es keine Auskunft. KILIAN PFEIFFER

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