München – Der Gault Millau ist in seinem 900-seitigen Restaurant-Führer voll des Lobes für die Frauen am Herd. Erstmalig in seiner 40-jährigen Geschichte. Unter den Ausgezeichneten finden sich heuer ausschließlich weibliche Küchenstars. Eine davon ist Sigi Schelling. Sie ist angekommen – „in der absoluten gastronomischen Spitze der Stadt, in der erfolgreichen Selbstständigkeit, in den Herzen ihrer Stammgäste“, wie die Gastro-Kritiker loben. In der Tat: Wer in Sigi Schellings Restaurant Werneckhof in München-Schwabing essen will, muss sich in Geduld üben. Oft ist sie – bereits jetzt – über Wochen ausgebucht.
14 Jahre lang stand die Aufsteigerin des Jahres an der Seite von Hans Haas am Herd. Keine zwei Jahre benötigte die 47-Jährige jetzt, um als Solistin zu einem unverzichtbaren Pfeiler der Münchner Restaurantlandschaft zu werden. „Eine Rolle, die sie nicht dank medialer Präsenz oder spektakulärer Innovationen erreichte, sondern – ganz altmodisch – durch eine herausragend gute, traumhaft schlüssige und folglich schlicht glücklich machende klassische Küche, wie man sie nur ganz selten findet“, lobt der Gault Millau überschwänglich. Am Telefon freute sich Sigi Schelling über die Auszeichnung: „Wir Frauen müssen uns in dieser Branche nach wie vor noch mehr beweisen.“
„Jahrzehntelang war die Spitzenküche ein Umfeld, das Frauen mehr duldete als förderte“, sagt Chefredakteur Christoph Wirtz. Das habe sich inzwischen geändert. Neben Sigi Schelling sind Sarah Hallmann (Hallmann & Klee, Berlin) als Gastronomin des Jahres, Nina Mihilli (Schwarzwaldstube, Baiersbronn) als Gastgeberin des Jahres, Rebecca Fischer (Schlicht. Esslokal, Koblenz) als Entdeckung des Jahres, Alexandra Himmel (Lafleur, Frankfurt) als Sommelière des Jahres und Judith Wohlfarth (Hofgut Silva, Oberkirch) als Produzentin des Jahres ausgezeichnet.
Wie schon der Michelin-Führer zählt auch der Gault Millau Jan Hartwig zu den besten Köchen in Deutschland. Der deutsche Küchenstar erkochte in seinem erst im Oktober eröffneten Jan auf Anhieb fünf schwarze Hauben. Diese hat jetzt auch das Luce d’Oro in Krün im Landkreis Garmisch-Partenkirchen.
Der gebürtige Österreicher Max Natmessnig, der erst seit einigen Monaten im Alois –Dallmayr Fine Dining München ist, schaffte auf Anhieb vier rote Hauben und ist damit die Nummer zwei in München.
Beim Tantris dürfte der neue Gault Millau keine Jubelrufe auslösen. Der einstige Gourmet-Tempel ist vom Thron gestoßen und nimmt mit vier schwarzen Hauben in der Landeshauptstadt längst schon nicht mehr die Spitzenposition ein. Damit ist das Gourmet-Restaurant gleichauf mit dem Esszimmer in der BMW-Welt, Tohru in der Schreiberei und eben Sigi Schelling. Das Tantris DNA hat sich drei rote Hauben erarbeitet, genauso viel wie das Atelier im Hotel Bayerischer Hof.
Peinlich im neuen Gault Millau: Obwohl sich die Überfahrt bereits vor sieben Wochen von Christian Jürgens getrennt hat, wird er noch bewertet.
Auch wenn der einstige deutsche Kochstar nicht mehr am Tegernsee arbeitet, gehört die Region zu den kulinarischen Hotspots in Bayern: Thomas Kellermann schaffte im Gourmetrestaurant Dichter vier schwarze Hauben, der Haubentaucher wird mit zwei roten gewertet. Il Barcaiolo hat zwei schwarze Hauben und die Egerner Bucht eine schwarze Haube.