„Ich will 100 Jahre alt werden“

von Redaktion

INTERVIEW Der Ex-Rennfahrer Leopold von Bayern feiert heute seinen 80. Geburtstag

München – Der Oldtimer glänzt in der Sonne vor der Münchner Residenz, Leopold von Bayern schwingt sich auf den Kotflügel. „In dem Wagen bin ich 1981 Le Mans gefahren“, erinnert sich Prinz Poldi, wie er genannt wird. Und jetzt wieder! Anfang Juli geht er mit seinen Kollegen von damals, Christian Danner und Peter Oberndorfer, an den Start bei Le Mans Classic. Als BMW-Fahrer holte er beachtliche Preise. Heute wird der sympathische Wittelsbacher 80 Jahre alt.

Kaum sind Sie 80, sitzen Sie bei Le Mans Classic wieder im Rennwagen. Bekommen Sie nie genug?

Nein! (lacht). Das Außergewöhnliche bei Le Mans Classic ist, dass wir die Einzigen sind, die mit dem Original-Team antreten, wie vor 42 Jahren. Ich glaube, das kann keiner mehr bieten.

Was ist das für ein Gefühl, wenn Sie in den BMW M 1 einsteigen?

Wahnsinn! Da kommen so viele Erinnerungen zurück. Damals bei Le Mans mussten wir leider ausscheiden, aus technischen Gründen. Das war sehr, sehr schade, obwohl wir einen ziemlichen Vorsprung hatten. Es ist einfach eine geniale Idee, das Auto jetzt wieder einzusetzen.

Müssen Sie trainieren?

Wir trainieren ja eh. Ich bin nicht mehr der Jüngste und jeden Morgen muss ich erst mal mein Fahrgestell wieder beweglicher machen (lacht).

Das machen Sie wie?

Ich hab ein Programm mit Hüftschwingen, so ähnlich wie Hula-Hoop, dann mach ich Krafttraining mit einem Band, trainiere Ober- und Unterarme, die Handgelenke. Dann hab ich ein Gerät, mit dem ich die Muskulatur für die Finger verstärke. Und ich laufe noch, so zwei bis drei Kilometer.

Gehen Sie mit dem gleichen Mut und Energie in so ein Rennen wie damals?

Jein. Ich muss keinem Menschen mehr etwas beweisen. Und ich weiß, dass ich ein Auto pilotiere, das auch schon ein gewisses Alter hat. Mit dem kann man nicht mehr so umgehen wie mit einem aktuellen Rennauto. Ähnlich wie bei uns, man schindet den Körper in unserem Alter auch nicht mehr so. Man bremst ein wenig früher, man gibt dem Auto den Weg frei, den es sucht. Früher war das anders, da waren wir gedrillt zu gewinnen, jetzt sind wir froh, dass wir das Auto fahren dürfen.

Und Sie haben natürlich auch Familie…

Richtig, ich habe eine ganz andere Verantwortung. Ich habe vier Kinder. In einem Monat kommt das nächste Enkelkind, wieder ein Bub. Dann haben wir neun Buben und ein Mädel.

Sie fahren also langsamer?

Verantwortungsvoller. Als ich noch jung war, hab’ ich mir gesagt: Geht die Kurve im vierten Gang? Probieren wir’s! Heute sage ich: Die Kurve geht im vierten Gang, aber ich lass es. Meine Frau hat immer noch furchtbare Angst, dass etwas passieren kann. Der Motorsport ist ja nicht ganz ungefährlich. Aber er hat sich verändert. Als ich mit 22 Jahren angefangen habe, hätte ich gerne all die neuen Technologien im Auto gehabt, da hätte ich bestimmt manchen Kollegen nicht verloren.

Sie hatten bisher immer einen Schutzengel…

Nicht einen, sondern zwei! Mein alter Freund Rolf Stommelen hat immer gesagt: Poldi, fahr nie schneller, als dein Schutzengel fliegen kann. Nach einem sehr schweren Unfall auf dem Nürburgring, nach den vielen Überschlägen, hab ich mich geschüttelt und festgestellt: Mir ist nichts passiert. Das war er da oben.

Was ist Ihr Wunsch zum runden Geburtstag?

Mein Fokus ist, 100 zu werden, wirklich. Ich möchte das Leben bewusst leben, mit Freunden und Verwandten, mit meiner Familie. Vielleicht werden es ja noch ein paar Enkelkinder mehr (lacht). Dann möchte ich gerne Indien bereisen. Und die Natur genießen, in die Berge gehen, das Wild beobachten, wandern. Meine größte Angst ist, ein Pflegefall zu werden.

Wie feiern Sie Ihren Tag?

In der Motorwelt, im Drivers Club, mit meiner Familie und Verwandten. Und mein Sponsor Donner und Reuschel hat ein paar Tage später zu einem Empfang geladen, da kommen ganz viele alte Kollegen. Ich hoffe nur, das Wetter wird gut. Aber ich hab ja einen guten Draht nach oben (lacht).

Interview: Maria Zsolnay

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