In den nächsten 24 Stunden hat Bayern mit extremen Wetterlagen zu kämpfen: Starke Gewitter mit teils heftigem Hagel sind angesagt. Außerdem hält die Hitze an – die Ernte schrumpft, Tiere verenden und wegen der hohen Waldbrandgefahr sind die ersten Johannifeuer schon abgesagt.
Blitzaktivität hat sich verdoppelt
Die Wahrscheinlichkeit für Blitze in den Hochlagen der Ostalpen hat sich in der Zeit von 1989 bis 2019 verdoppelt. Das hat ein Forscherteam der Universität Innsbruck jetzt herausgefunden. „Die durch den Klimawandel steigenden Temperaturen steigern die Gewitter- und damit die Blitzhäufigkeit“, sagt der Atmosphären- und Statistikwissenschaftler Thorsten Simon.
Zudem hat sich in Lagen über 1200 Metern die Blitzsaison um einen Monat ausgedehnt. „Juni und Juli gelten als Hochsaison, aber auch für Mai sind die Wahrscheinlichkeiten stark gestiegen“, so Simon. Ähnliche, aber schwächer ausgeprägte Veränderungen gebe es am südlichen und nördlichen Alpenrand.
Im Gegensatz zu Wetterdaten wie Temperatur und Regenmenge wird die Blitzhäufigkeit erst seit zehn und nicht schon seit über 100 Jahren aufgezeichnet. Den Forschern ist es aber gelungen, die Blitzaktivität der letzten 40 Jahre zu rekonstruieren. Erfasst sind nur Wolke-Boden-Blitze – die Blitze, die sich per Einschlag entladen, Schäden verursachen und so ein Risiko für Menschen sind.
Hitze und kräftige Gewitter halten an
Nach Unwetter waren schon gestern mehrere Bahnstrecken in Ostbayern gesperrt. Nach Schauern und teils kräftigen Gewittern in der Nacht, steigt heute im Laufe des Tages das Risiko bei Höchstwerten von bis zu 35 Grad wieder an. In der Nacht zum Freitag geht es so weiter, kühlt aber auch etwas ab. Danach sollen die Temperaturen laut DWD am Freitag zwischen 20 und 26 Grad liegen.
Pflanzen leiden unter Trockenstress
Der Deutsche Raiffeisenverband hat seine Prognose für die diesjährige Getreideernte wegen des trockenen Wetters in den vergangenen vier Wochen nach unten korrigiert; Derzeit sei in Deutschland mit einer Ernte von 42 Millionen Tonnen Getreide (1,2 Millionen Tonnen weniger) und von 4,1 Millionen Tonnen Raps (200 000 Tonnen weniger) zur rechnen. Bundesweit leiden die Pflanzen unter „erheblichem Trockenstress“, teilt der Verband mit.
Auch beim Bund Naturschutz häufen sich die Meldungen über Schäden: Etwa von Maulwürfen, die aus verdorrten Wiesen fliehen oder dort verenden und versiegenden Bächen, in denen Salamanderlarven sterben. Laichgewässer von Unken und Laubfröschen trocknen aus, noch bevor die Entwicklung der Kaulquappen beendet ist. „Wetterschwankungen und Extreme gab es immer wieder, aber die Häufung derartiger Trockensommer, Dürrezeiten und Rekord-Temperaturen lässt der Natur und klimageschädigten Arten keine Zeit mehr für Erholung“, sagt die BN-Artenschutzexpertin Christine Margraf.
Wald und Wiesen unter Beobachtung
Die Regierung von Oberbayern führt wegen der anhaltend erhöhten Waldbrandgefahr heute wieder Luftbeobachtungsflüge durch. Auch gestern waren schon ehrenamtliche Piloten der Luftrettungsstaffel Bayern unterwegs. Stufe 4 von insgesamt 5 möglichen Stufen gilt derzeit für weite Teile Oberbayerns.
Besonders gefährdet sind Wälder auf leicht sandigen Standorten, mit geringem Bewuchs sowie Waldlichtungen und -ränder. Die Regierung von Oberbayern bittet daher dringend darum, im Wald oder weniger als 100 Meter entfernt kein Feuer anzuzünden, keine Bodendecken zu verbrennen oder Pflanzen flächenweise abzusengen. Auch eine Zigarette oder ein geparktes Auto kann hier zur Gefahr werden.
Johannifeuer nur mit größter Vorsicht
Die Gemeinde Gaißach im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat Johannifeuer wegen der Waldbrandgefahr strikt verboten – auch in den umliegenden Bergen. Nur das Waldfest des SC Gaißach darf am Freitag stattfinden. Das dortige Johannifeuer sichert die örtliche Feuerwehr mit Löschfahrzeugen. Auch die Birker Burschen in Unterhaching im Kreis München feiern die Sonnwende am Samstag. „Während der Feier sind wir mit einem Löschfahrzeug vor Ort und mehrere Kameraden stehen immer direkt am Feuer, um sofort eingreifen zu können, sollte doch mal ein Funke zu weit fliegen“, erklärt Christian Albrecht, Kommandant der Feuerwehr Unterhaching.
Anderen Veranstaltern ist das Risiko zu hoch: Die beiden Johannifeuer auf Wallberg und Brauneck etwa sind schon abgesagt. „Alles andere wäre nicht verantwortungsvoll“, sagt Antonia Asenstorfer, Sprecherin der Wallbergbahn. sco/nap/fp