Berchtesgaden – Eine von Deutschlands wohl anspruchsvollsten Busstrecken auf den 1900 Meter hohen Kehlstein bei Berchtesgaden soll elektrifiziert werden. Wegen Lieferschwierigkeiten der Busse hatte sich der Startschuss jedoch verzögert. Heute soll es laut den Verantwortlichen nun endlich losgehen.
Die Planungen bedeuten für das Busunternehmen Regionalverkehr Oberbayern (RVO) eine Zeitenwende. Die Herausforderung gilt als groß, bestätigt RVO-Niederlassungsleiter Andreas Datz. Künftig sollen alle Gäste, rund 300 000 pro Jahr, elektrisch befördert werden. Acht Busse hat Datz geordert. Jeder einzelne kostet knapp eine halbe Million Euro.
Als Niederlassungsleiter der RVO betreibt Datz 115 Busse, die zwischen Berchtesgaden und Rosenheim unterwegs sind. Nachdem erste Lieferzusagen widerrufen worden waren, beabsichtigte die RVO die Einführung der Elektrobusse zunächst zum Start der Kehlstein-Saison Mitte Mai.
Auf dem großen Parkplatz der RVO-Hauptniederlassung in Bischofswiesen wurde eigens eine Trafostation gebaut, inklusive fünf Doppelladesäulen, an denen die Kehlsteinbusse Strom laden können.
Aktuell setzt man bei der RVO ausschließlich auf Diesel-Busse, die Jahr für Jahr hunderttausende Gäste zu einem der beliebtesten Ausflugspunkte Bayerns transportieren. Die Busse sind in den Sommermonaten fast täglich voll besetzt.
Die Kehlsteinstrecke gilt als höchstgelegene Buslinie – und gleichzeitig als Bewährungsprobe der besonderen Art für die Bustechnik. Über enge Kurven geht es über die 1938 fertiggestellte Straße, die rund 6,5 Kilometer an der Südseite des Kehlsteins entlang führt, dabei fünf Tunnel passiert und einen Höhenunterschied von 700 Höhenmetern bewältigt zu „Deutschlands höchster Endhaltestelle“, wie die DB Regio Bus Bayern im Internet schreibt. Testfahrten gab es bereits im vergangenen Jahr. Vergleichbare Strecken gibt es laut Datz keine.
Die E-Busse, die vor drei Jahrzehnten im Probebetrieb über zwei Jahre durch Berchtesgaden fuhren, hätten ihre Tücken gehabt, sagt Claus Graßl. Der 55-Jährige war einer von wenigen Fahrern, die die besonderen, vollelektrisch angetriebenen Busse durch Berchtesgaden steuern durften. „Eine besondere Erfahrung“, sagt er. So schnell, wie es gestartet war, verschwand das Projekt aber auch wieder in der Versenkung. Nach zwei Jahren waren die Fördergelder eingestellt worden.
Die Busse fuhren damals keine Bergstrecken, sondern weitgehend in der Ebene, nur ein paar Hügel inklusive. Der Kehlstein ist steil, die Technik aber moderner geworden. Ob der Erfolg auch im Dauerbetrieb gegeben sein wird, soll die Praxis zeigen. KILIAN PFEIFFER