München – Heute ist Siebenschläfertag. Eine der bekanntesten Bauernregeln besagt: „Wie das Wetter am Siebenschläfer sich verhält, so ist es sieben Wochen lang bestellt.“ Der 27. Juni soll also verraten, wie sonnig oder regnerisch der Sommer wird. Aber stimmt das überhaupt? Und wieso sollen die Schlafmäuse Wetterfrösche sein?
Woher kommt der Siebenschläfertag?
Der Siebenschläfertag ist Bestandteil des kirchlichen Kalenders – am 27. Juni wird aber nicht der Nagetiere, sondern der Sieben Schläfer gedacht. Laut einer Legende sollen die sieben getauften Brüder Maximilian, Malchus, Martinian, Dionysius, Johannes, Serapion und Constantin im dritten Jahrhundert während der Christenverfolgung ein Gottesopfer verweigert haben. Kaiser Decius ließ die Jünglinge zur Strafe in einer Höhle in Ephesus einmauern.
Die Brüder sind dort aber nicht gestorben, sondern nur eingeschlafen – und fast 200 Jahre später am 27. Juni wieder erwacht. Zu dem Zeitpunkt war das Christentum schon Staatsreligion. Als Zeugnisse der Auferstehung wurden die Brüder als Heilige verehrt und galten als Patrone gegen Schlaflosigkeit.
Was hat das Nagetier damit zu tun?
Das Nagetier hat seinen Namen wohl von den Heiligen. Es ruht in der Regel von September bis Mai – also manchmal sogar länger als die namensgebenden sieben Monate. Bei Temperaturen über 20 Grad wachen die Schlafmäuse aber auf und sind nach ihrem XXL-Winterschlaf von der Dämmerung bis zum Morgengrauen sehr aktiv. Ihr buschiger Schwanz erinnert an Eichhörnchen und denen stehen Siebenschläfer mit ihren Kletterkünsten in nichts nach. An den Pfoten haben sie lange gelenkige Zehen mit klebrigen Sohlenballen, die wie Mini-Saugnäpfe funktionieren. Also kann der Siebenschläfer nachts schon mal zum Poltergeist werden – gerade, weil er immer öfter in Gartenhütten und Dachböden nistet. Den Tieren aus der Familie der Bilche gehen aber die Schlafplätze aus, Baumhöhlen und Streuobstwiesen sind selten geworden. Daher ruft der Naturschutzbund auch heuer wieder dazu auf, die Nager im Garten zu dulden, um den Bestand zu schützen.
Was hat es mit der Bauernregel auf sich?
Der Siebenschläfertag müsste heute eigentlich am 7. Juli gefeiert werden. Papst Gregors Kalenderreform 1582 hat die Tage verschoben. Die Bauernregel – und Varianten wie „Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, dann regnet’s ganze sieben Wochen“ oder „Scheint am Siebenschläfer Sonne, gibt es sieben Wochen Wonne“ – gab es schon davor. Wegen der Ernten war es für Bauern überlebenswichtig, Natur und Wetter zu beobachten. Wie Johanni gilt auch Siebenschläfer als Lostag, also als eine Art Schlüsseltag, an dem in der Landwirtschaft eine neue Phase beginnt. Sobald die Siebenschläfer erwachen, sind viele Futtergräser erntebereit, das Sommergetreide reift.
Ist auf die Bauernregeln Verlass?
Für Guido Wolz vom Deutschen Wetterdienst in München sind die alten Weisheiten heute nur mehr „Aberglaube“. Dennoch räumt er ein: „Die Bauernregel hat eine Trefferquote zwischen 50 und 60 Prozent, im Alpenvorland liegt sie etwas über 60 Prozent.“ Das liegt daran, dass sich von Ende Juni bis Anfang Juli die Wetterlage in den meisten Jahren stabilisiert.
Zudem spielen laut Wolz klimatologische Veränderungen eine Rolle: Bestimmte Wetterlagen, wie etwa die Trockenheit der vergangenen Wochen, verweilen länger. „Ein einzelner Tag reicht nicht für eine sichere Prognose aus“, sagt Wolz. Um eine Prognose für die nächsten vier Wochen zu treffen, müsste man die letzten zwei Juni-Wochen bis zur ersten Juli-Woche analysieren.
Wie wird das Wetter in den nächsten Wochen?
Nach Durchzug einer Kaltfront frischt es heute ab. „Am Siebenschläfertag erwarten uns ein Sonne-Wolken-Mix und Temperaturen von 20 bis 25 Grad“, sagt Guido Wolz. „Nachdem Schauer und Gewitter abgezogen sind, gibt es aber keinen Regen.“ Erst am Mittwoch kann es in Ober- und Niederbayern auch mal großflächig Schauer geben.
Und was heißt das für den Sommer? „Längerfristig ist wieder mehr Schwung in der Atmosphäre“, sagt Wolz. Mit einem so beständigen Hoch wie das in den vergangenen Wochen – samt der Hitze und Trockenheit – rechnet der Meteorologe für Juli nicht.
CORNELIA SCHRAMM