DAS PORTRÄT

Die Seemanns-Seelsorger

von Redaktion

„Das Leben und Arbeiten an Bord ist hart und entbehrungsreich“, sagt Markus Schildhauer. 90 Tage ist die Belegschaft der Container- und Handelsschiffe auf hoher See, in Dauerlärm und oft auf engem Raum. Die Crews der Schiffe sind bunt zusammengewürfelt, oft sind es ärmere Menschen mit verschiedensten Nationalitäten. Unter dem Kapitän herrscht eine strenge Hierarchie. Einsamkeit macht sich breit, oft auch psychische Belastung, weil man auch am Hafen nicht an Land kann oder darf.

Die Seeleute sehen den Hafen nur durchs Fenster – dann kommt die Seemannsmission eben an Bord. „Dann geht ein Lächeln über die Gesichter“, erzählt Schildhauer. Noch lieber empfängt das Fürstenfeldbrucker Paar die Menschen im Seemannsheim zu einem frisch gezapften Bier auf der Terrasse. „In jedem Heim steht ein Billardtisch, als Zeichen für ruhigen Boden“, sagt der 64-Jährige. Es gibt Zimmer und Betten und meist auch Gastronomie. So ist der Landgang fast ein bisschen wie Urlaub. „Wir bringen den Menschen Würde“, beschreibt Karin Streicher ihren Job. „Wir sind da für sie, bei den Gesprächen hört niemand zu.“

Das Paar hatte das Seemannsheim in der zentralafrikanischen Millionenstadt 1994 in seiner Zeit als Entwicklungshelfer kennengelernt. Zum Ende ihres Berufslebens, da waren sich beide einig, wollten sie noch mal ins Ausland gehen: Von 2014 bis 2021 leiteten sie eine Seemannsmission im ägyptischen Alexandria, im Moment ist die Einrichtung in Douala ihr Zuhause. Inzwischen haben die beiden ein Nachfolger-Ehepaar gefunden. Sie bleiben der Arbeit aber dennoch treu: als Springer. „Einmal Seemannsmission, immer Seemannsmission“, fasst Markus Schildhauer die große Liebe zu seinem Beruf zusammen. INGRID ZEILINGER

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