Die schwierige Suche nach Überresten

von Redaktion

INTERVIEW Geologe Ludovic Ferrière über die Chancen, in Bayern Stücke des Meteoriten zu finden

Ein riesiger, leuchtend grüner Feuerball samt Schweif über dem Nachthimmel, dazu ein Knall: Dieses beeindruckende Spektakel beobachteten vergangenen Montag zahlreiche Menschen in ganz Bayern. Es war ein großer Meteor, der gegen 22.45 Uhr in die Atmosphäre eintrat. Kann man jetzt, Tage nach dem Ereignis, noch Überreste auf der Erde finden? Wir fragten nach bei Dr. Ludovic Ferrière (40), Geologe beim Naturhistorischen Museum Wien.

Was weiß man bislang über diesen Meteor?

Dieser Bolide, der durch den Eintritt eines etwa 260 Kilogramm schweren Gesteins in die Atmosphäre entstand, begann in einer Höhe von 100 Kilometern zwischen Ingolstadt und Regensburg zu leuchten. Seine maximale Helligkeit erreichte er über Nürnberg und verblasste in 34 Kilometern Höhe westlich von Höchstadt in Mittelfranken, wie meine astronomischen Kollegen vom European Fireball Network in Tschechien festgestellt haben.

Er leuchtete nur etwas mehr als sechs Sekunden?

Richtig. Zu Beginn bewegte sich der Meteor mit einer Geschwindigkeit von 24,4 km/Sekunde. Er legte 133,9 Kilometer in 6,4 Sekunden zurück. Übrigens ein Superbolide, denn bei seiner Explosion 56 Kilometer über dem Boden war er fast 100-mal heller als der Vollmond!

Und woher kam die grüne Farbe?

Das entsteht durch die Ionisierung: Eisen und Magnesium waren hier die dominierenden chemischen Elemente gewesen, die den Feuerball grün leuchten ließen. Und der Knall, den einige Zeugen hörten, wurde von einer der Explosionen des Meteoroiden beim Eintritt in die Atmosphäre verursacht.

Kann man denn jetzt bei Höchstadt noch Überreste finden?

Man geht davon aus, dass es sich um ein Überbleibsel eines Kometen handelt, dessen Eis bereits geschmolzen war und der aus einer sehr porösen Ansammlung von Mineralien besteht. Ich nehme an, dass der Meteorit, der auf dem Boden angekommen ist, nur noch Staub war. Maximal ein Zentimeter große, schwarze Stückchen könnten vielleicht übrig sein. Aber die zu finden, ist sehr schwierig – außer ein Ministück liegt zum Beispiel auf einem Autodach.

Darf man das dann behalten?

Wenn es auf Ihrem Grundstück liegt, ja. Aber Sie sollten sich an die Experten des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln wenden.

Interview: Martina Williams

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