Jäger-Chef beschwert sich bei der Forstministerin

von Redaktion

Mit Waldpakt „vor vollendete Tatsachen gestellt“ – Heute soll es Nach-Verhandlungen geben

München – Im Streit um den „Waldpakt“ lässt der Bayerische Jagdverband nicht locker. Jagdpräsident Ernst Weidenbusch fordert in einem geharnischten vierseitigen Brief an Forstministerin Michaela Kaniber (CSU) Nachverhandlungen. „Soll die Jägerschaft – der einzig verbliebene Fürsprecher des Wildes – nach diesen Vorstellungen erneut ausgeschlossen und nur noch vor vollendete Tatsachen gestellt werden?“, fragt Weidenbusch in dem Schreiben vom 30. Juni, das unserer Zeitung vorliegt. „Ein ,gutes Miteinander’ sieht definitiv anders aus.“ Der Vertrag war am Sonntag vor einer Woche von Ministerpräsident Markus Söder, Kaniber und den Präsidenten der Waldbesitzer und des Bauernverbands unterzeichnet worden. Sowohl der Koalitionspartner, die Freien Wähler, als auch die Jäger wurden nicht einbezogen, obwohl in dem Pakt eine Neuausrichtung der Jagd angestrebt wird. Ob sie überhaupt im vorhinein informiert waren, darüber gehen die Darstellungen auseinander.

Unter anderem wird im neuen Waldpakt der Grundsatz „Wald vor Wild“ stärker als früher betont und auch eine Anpassung des Jagdrechts gefordert (wir berichteten). Schon der Grundsatz „Wald vor Wild“ sei falsch, schreibt Weidenbusch, „da es sich um ein Ökosystem aus Fauna und Flora handelt, zu dem auch die Schalenwildarten zwingend dazugehören“. Und weiter: „Daher wäre es dringend an der Zeit gewesen, diesen Grundsatz in ein ,Wald mit Wild’ zu überführen.“ Er wehre sich gegen „einseitige Betrachtungen und ideologisch geprägtes Handeln ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse unserer heimischen Wildarten“. Im Waldpakt werde „ohne wissenschaftliche Grundlage unterstellt“, dass es „flächig überhöhte Schalenwildbestände“ gebe. Im Raum stünden daher noch mehr Schonzeitaufhebungen und „noch mehr Jagddruck und folglich Stress für sämtliche Wildtiere“. Der Pakt erwecke „den Eindruck, dass nur noch die Einzel-Interessen der Waldbesitzer zählen“, schreibt Weidenbusch. Der Jagdverband stehe für eine Betrachtung der Problematik zur Verfügung. Offenbar wirkt der Protest: Am Sonntag gab der Jagdverband bekannt, dass Kaniber für den heutigen Montag zu einem „nachträglichen Gespräch“ einlädt. DIRK WALTER

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