München – Rote und grüne Fahnen wehten am Odeonsplatz, gelbe „München ist bunt“-Schilder wurden hochgehalten, als sich rund 8000 Menschen vor der Feldherrnhalle versammelten. Auf der dortigen Bühne stand am Samstag Christian Springer (58). Doch diesmal sei er nicht als Kabarettist, sondern als „Teil der Münchner Zivilgesellschaft“ vor Ort. Er sprach bei der Demo gegen den Rechtsruck unter dem Motto „Ausge-Trumpt“ – und bilanziert: „Traurig, dass es so eine Demo braucht!“
Hintergrund war die Rede von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) vor drei Wochen bei der Erdinger Demo mit Monika Gruber gegen das Heizungsgesetz der Bundesregierung. Die Mehrheit müsse sich die Demokratie zurückholen, wütete Aiwanger damals. Die Regierung in Berlin habe „den Arsch offen“. Kritiker hatten ihm danach Wortwahl im Stile der AfD vorgeworfen.
Jetzt initiierte die Bayern-SPD am Odeonsplatz die Protestaktion Ausge-Trumpt – Zusammenhalt und Zukunft statt Rückschritt und Rechtsruck. Das Motto war angelehnt an Ex-US-Präsident Donald Trump. Bayern solle keine amerikanischen Verhältnisse bekommen, sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze. Die Verdi-Landesvorsitzende Luise Klemens erklärte, es brauche keine Politiker, die Öl ins Feuer gössen. „Das sind nicht einfach nur Plattitüden. Wir sind die Guten, und wir sind diejenigen, die auf Solidarität schauen.“ Das ständige Ampel-Bashing komme einem „schon zu den Ohren raus“.
Und auch SPD-Chef Florian von Brunn warnte vor einem Rechtsruck: „Wir können und müssen in der Demokratie über die richtige Lösung streiten. Aber nicht spalten.“
„Populismus ist keine Alternative!“ und „Zuhören statt niederbrüllen“ stand auf Plakaten der Demonstranten, die Christian Springer lauschten. Unserer Zeitung sagte der Kabarettist am Tag danach: „Dass wir mittlerweile auf die Straße gehen müssen, um die Demokratie zu verteidigen, ist bitter. Da haben die Leute Mitschuld, die am rechten Rand fischen. Um dagegen anzugehen, war ich bei dieser Demo.“ Aber es sei ein Armutszeugnis, dass es so eine Kundgebung geben müsse, so Springer.
Auch SPD-Landeschef von Brunn schüttelte immer noch den Kopf über Aiwangers Auftritt in Erding: „Das, was Hubert Aiwanger da gesagt hat, das hat die Grenze überschritten, die für uns demokratischen Politiker gelten sollte.“
Am Ende war Springer erleichtert: „Diese Aktionen kann ich mit meinen Auftritten vergleichen. Sinn ist nicht, die Leute von einer anderen Meinung zu überzeugen“, sagt der Gründer des Vereins Orienthelfer, „sondern die zusammenzubringen und zu stärken, die sich allein gelassen fühlen.“
Als er gegangen sei, hätten viele zu ihm gesagt: „Danke, dass Sie da waren, das hat mir wieder Mut gemacht.“ Springer: „Deshalb macht so eine Demo für mich Sinn – und ich bin sehr zufrieden.“
SPD-Chef: Aiwanger überschritt Grenze