Würzburg – Schon wieder Würzburg, schon wieder Barbarossaplatz. Als am Freitag ein Mann in afrikanischem Gewand ein Messer schwang, wurde wie vor zwei Jahren beim Amoklauf am selben Ort ein Beobachter zum Helden. Ein Video zeigt, wie Imbiss-Koch Van Long Hoang (61) den bewaffneten Mann von hinten anspringt und in den Schwitzkasten nimmt. Kurz darauf sind die Beamten zur Stelle, deren Pfefferspray zuvor kaum einen Effekt gezeigt hatte. Der 26-Jährige sei psychisch belastet gewesen, hieß es danach. Er wurde in einem Bezirkskrankenhaus untergebracht.
Van Long Hoang dagegen muss nun viele Hände schütteln. „Das ist ein gutes Gefühl“, sagte er am Montag. Seit 40 Jahren lebt der Vietnamese in Deutschland, seit fünf Jahren bereitet er im Imbiss „Meet & Eat“ neben dem Woolworth-Kaufhaus die Nudeln zu. „Als der Somalier vor zwei Jahren hier nebenan drei Frauen erstach, war ich zu Hause“, sagt er. „Aber ich sah die Bilder der mutigen Passanten, die Gegenstände nach ihm warfen und ihn so stoppten. Diese Bilder hatte ich am Freitag sofort wieder im Kopf.“
Zuvor war der 26-Jährige am Barbarossaplatz auf und ab gesprungen, bis er irgendwann sein mitgeführtes Messer fallen ließ. Hoang beobachtete aus seiner Küche, dass ein Passant es sofort mit seinem T-Shirt aufhob und sicherte. Nach etwa fünf bis zehn Minuten seien auch die ersten Streifen eingetroffen. „Ich nahm Blickkontakt zu einem Polizisten auf, ob ich eingreifen soll“, erinnert sich Hoang.
Doch die Beamten waren damit beschäftigt, sich einen Überblick über die Lage auf dem belebten Platz zu verschaffen. Als der Mann schließlich zu rennen begann, sah Hoang seine Chance: „Ich hatte keine Angst, dass mir etwas passieren könnte. Ich betreibe Taek-wondo, kann mich also verteidigen.“ Und tatsächlich dauerte es nach seinem Überraschungsangriff nur Sekunden, bis der Störer gefesselt am Boden lag. Polizeisprecher Maximilian Basser bedankte sich: „Ein Mann, der unmittelbar am Ort des Geschehens in einem Restaurant arbeitete, hatte den Beamten dabei geholfen.“ Nun ermittelt die Kripo zu den Hintergründen des Vorfalls, der ungute Erinnerungen geweckt hat.