Die Geschichte der Fantasieburg am See

von Redaktion

Die Seeburg in Münsing am Starnberger See ist (fast) ein Neubau und besteht aus modernen Baustoffen wie Beton und Stahl. Heinrich Theodor Höch, ein Münchner und glühender Ludwig-II-Fan, ließ sich hier vom Oberhofbaurat des Märchenkönigs 1889 ein Denkmal setzen – Schloss Biberkor. So entstand die Anlage in neuromanischer Form mit Erkern, Türmchen, Bergfried, Schlosskapelle und erweiterten Nebengebäuden.

Höch war ein schillernder Unternehmer – mit Erfolgs- und Pleite-Geschäften. Der Vergnügungspark „Volksgarten Nymphenburg“ hatte ihn in den 1880er-Jahren reich gemacht, 1902 war er pleite. Höch wünschte sich eine Art „Gruselschloss“. Als der Industrielle Peter Göring aus Kochel es 1902 kaufte, beauftragte er weitgehende Umbauten und änderte den Namen in Schloss Seeburg. Seitdem gehören auch eine Bootshütte, ein hölzerner Flachsatteldachbau, eine Einfriedung, Betonpfeiler, eine Ufereinfassungsmauer mit zwei Löwen und ein Leuchtturm zum Anwesen.

Nach mehreren Besitzerwechseln wurde der Bau von der Witwe des IG-Farben-Industriellen Adolf von Brüning 1941 an die Volkswohlfahrt der Nazis verkauft, die hier Kindergärtnerinnen ausbildete. Nach dem Zweiten Weltkrieg erbte der Freistaat. Die Seeburg stand bis Anfang der 1970er-Jahre leer und verfiel. Dann pachtete sie der Verein Wort des Lebens und renovierte mit Millionenaufwand. Das Finanzministerium hat 2012 seine Pläne, sie und Schloss Allmannshausen an einen Ölscheich zu verkaufen, überraschend aufgegeben – die Region spricht vom „Wunder von Höhenrain“.

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