Grainau – Wer von Hammersbach aus durchs Höllental in Richtung Zugspitze will, hat zwei Möglichkeiten: Entweder er marschiert durch die Klamm oder auf dem Stangensteig, einem schmalen, steilen Bergpfad, den auch die Schäfer zum Auftrieb nutzen. Dort ereignete sich am Mittwoch kurz nach Mittag ein tödlicher Bergunfall. Ein 65-Jähriger aus Nierstein war laut Polizeiangaben alleine auf dem Weg unterwegs, der oberhalb der Höllentalklamm vorbei an steilen Abhängen entlangführt.
Vermutlich war der Mann aus Rheinland-Pfalz über die Klamm aufgestiegen und befand sich auf dem Rückweg zum Wanderparkplatz, wo sein Fahrzeug stand. Aus ungeklärter Ursache stürzte der Wanderer jedoch wie bereits kurz berichtet ab. Der 65-Jährige fiel gegen 12.25 Uhr etwa 150 Meter den Abhang hinunter, schlug mehrmals auf und blieb schließlich auf dem Klammweg, dem stark frequentierten Zustieg zur Höllentaleingangshütte, liegen. Dies geschah vor den Augen zweier Wanderer, die sofort versuchten, Erste Hilfe zu leisten, und die Rettungsleitstelle verständigten.
Mit dem ADAC-Rettungshubschrauber Christoph Murnau wurde ein Notarzt zur Unglücksstelle geflogen. Allerdings kam aufgrund der Schwere der Verletzungen jede Hilfe zu spät. Die Bergung des Verunglückten erfolgte durch drei Bergführer der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei in Zusammenarbeit mit fünf Kräften der Bergwacht Grainau. Die Polizeiinspektion Garmisch-Partenkirchen ermittelt nun zur Klärung der Unfallursache und sucht auch nach Zeugen. Wer Hinweise geben kann, wird gebeten, sich unter der Nummer 088 21/91 70 zu melden.
Bislang kann man nur Spekulationen anstellen. „Er ist vermutlich gestolpert“, sagt Willi Kraus, Bereitschaftsleiter der Grainauer Bergwacht. Auf dem kleinen Pfad, der teilweise mit Treppen ausgebaut wurde, kann das verhängnisvoll sein – man verliert leicht den Halt. Ungefährlich ist der Stangensteig nicht, sagt Kraus weiter: Er könne sich an zwei weitere Abstürze erinnern, zu denen es in den vergangenen Jahren in dem Bereich kam – ebenfalls mit tödlichem Ausgang. Im Zugspitzgebiet ist es in diesem Jahr der dritte Bergtote.
Im Januar verlor ein 28-jähriger Münchner bei einer Überschreitung des Jubiläumsgrats den Halt und stürzte 350 Meter hinab ins Höllental (wir berichteten). Und erst vor wenigen Wochen wurde ein 61-Jähriger aus dem Landkreis Pfaffenhofen auf dem Höllental-Klettersteig kurz unterhalb des Gipfels von einem Schneerutsch erfasst und mitgerissen. Der Mann kam 400 Meter tiefer auf dem Gletscher tot zum Liegen.