Die gestörte letzte Ruhe

von Redaktion

Fehler bei Bestattung: Grab auf Attachinger Friedhof muss wieder geöffnet werden

Freising – Elfriede Z. hatte ihre Wünsche für die Beerdigung klar formuliert. Als die 95-Jährige im Dezember starb, beauftragte ihre Tochter Rosmarie F. das Freisinger Bestattungshaus. Die Familie war nicht dabei, als der Sarg auf dem Attachinger Friedhof abgesenkt wurde. „Das wäre zu traurig gewesen“, sagt F. Erst mehrere Tage später erfuhr sie, dass sich der Sarg im Grab verkantet hatte, die Bestatter aber trotzdem Erde darüber geschaufelt hatten. Wochen später musste die Ruhestätte wieder geöffnet werden. Denn weil der Sarg schief im Grab lag, sei er wahrscheinlich gebrochen, sagte ihr der Betriebsleiter des Bestattungshauses.

Einer seiner Mitarbeiter war bei der Beerdigungszeremonie dabei – durchgeführt wurde sie aber von der deutschlandweit agierenden mymoria GmbH, die Verträge mit Freisinger Friedhöfen übernommen hat. Der Mitarbeiter des Bestattungshauses hatte berichtet, dass das Grab trotz des schief hängenden Sarges geschlossen worden war. Er hatte versucht, die mymoria-Mitarbeiter aufzuhalten, doch sie hätten gesagt, dass es pressiere, berichtete er später. Den schiefen Sarg hatte er aber noch fotografiert.

Es handle sich um einen sehr bedauerlichen handwerklichen Fehler, räumt Hans Falk, Sprecher von mymoria, ein. Der Sarg sei auf einer Seite aus dem Gurt gerutscht. Mymoria bestreitet aber, dass die Mitarbeiter vor Ort das Problem ignoriert hatten. Sie hätten jedoch keine Lösung gefunden und das Grab dann geschlossen. „Vier Personen können mehr als 120 Kilogramm Gewicht, das sich verkantet hat, nicht mit Muskelkraft aus dem Grab hieven“, sagt Falk. „Dafür braucht man schweres Gerät, das gab es nicht vor Ort.“ Als das Grab im Januar wieder geöffnet wurde, war es nicht mehr möglich, den Sarg herauszuheben und neu einzusetzen. Er war bereits gebrochen. Oliver Wolfhard, der Betriebsleiter des Freisinger Bestattungshauses, berichtet: „Uns blieb nichts anderes übrig, als ins Grab zu steigen, die Überreste in ein Leichentuch zu hüllen und in einen anderen Sarg umzubetten.“ Dabei stellte er fest, dass die mymoria-Bestatter offenbar noch einen Fehler begangen hatten. „Der Sarg lag falsch herum im Grab – mit dem Kopf am Fußende.“ Er sagt, das Grab hätte nie geschlossen werden dürfen – es hätte vor Ort auch die nötigen Geräte gegeben, um den Sarg herauszuheben.

Rosmarie F. kann den Vorfall auch nach einem halben Jahr nicht hinter sich lassen. Sie ärgert sich besonders, dass von mymoria bis heute nicht mal eine Entschuldigung kam. Sie sagt: „Ich will nur einen friedlichen Abschluss.“

MANUEL ESER

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