München – Ob er eigens nach Deutschland eingereist ist, um Einbrüche zu begehen, will die Vorsitzende Richterin am Münchner Landgericht vom Angeklagten wissen. Der 22-jährige Rumäne verneint. Der missmutige Blick der Richterin verrät jedoch: So recht glauben will sie ihm das nicht.
Laut Anklage ist der Mann mit einem Komplizen zwischen September 2021 und Mai 2022 in acht Wohnungen eingebrochen, weitere viermal hat er es versucht. Bei den ersten beiden Taten in Jesenwang (Kreis Fürstenfeldbruck) und Pastetten (Kreis Erding) waren die beiden besonders erfolgreich: Sie konnten Münzsammlungen, Bargeld, Schmuck und ein Saxofon im Wert von 76 600 Euro erbeuten. In Bergkirchen (Kreis Dachau) haben sie über 14 000 Euro Bargeld gestohlen. In Innung am Ammersee (Kreis Starnberg) waren die beiden weniger erfolgreich: Sie fanden keine Wertgegenstände.
Viele der Einbrüche hat das Duo tagsüber begangen. Um in die Häuser zu gelangen, haben die beiden Schwachstellen ausgenutzt: Mal haben sie Fenster aufgehebelt oder eingeschlagen, mal sind sie durch einen Lichtschacht eingestiegen. Insgesamt haben sie so Einbruchschäden von über 15 000 Euro verursacht – bei einer Beute von über 96 000 Euro.
Dass das Duo aufgeflogen ist, war Zufall: Die beiden Rumänen sind nämlich aufgefallen, als sie in einem Bauwagen vor einem Kindergarten übernachtet haben. Wie eine Fürstenfeldbrucker Kriminalbeamtin berichtet, ist im Bauwagen eine Weihnachtskarte gefunden worden, die tags zuvor bei einem Einbruch in Schöngeising gestohlen worden ist – neben einer Motorsäge und 40 Kilogramm Räucherfleisch. Über DNA-Spuren an den Tatorten und Auswertung der Handydaten habe man die Einbruchserie dem Angeklagten und seinem Komplizen zuordnen können.
Der 22-Jährige gesteht die Einbrüche. Nur an eine Tat in Starnberg könne er sich nicht mehr erinnern. Sein Komplize, der bereits rechtskräftig zu vier Jahren und vier Monaten Haft verurteilt worden ist, gibt an, zusammen mit dem Angeklagten nach Deutschland eingereist zu sein – um zu betteln. Mit der S-Bahn sei man ins Münchner Umland gefahren und dann weiter mit Fahrrädern, „die nicht angekettet waren“, lässt der 51-Jährige seinen Dolmetscher übersetzen. Um zu betteln, sei man „mit einem Zettel von Haus zu Haus“ gegangen. Habe keiner aufgemacht, sei man eingebrochen. „Das Leben ist schwer in Rumänien“, rechtfertigt sich der 51-Jährige.
Das Urteil ist für kommende Woche geplant. Die Strafhöhe dürfte vor allem davon abhängen, ob das Gericht Jugendstrafrecht anwendet.
ANDREAS MÜLLER