Athen/München – Krone, Zepter, Schwert: Bei Restaurationsarbeiten im einstigen griechischen Königs-Sommerpalast Tatói nördlich von Athen haben Mitarbeiter des Kulturministeriums die Insignien von König Otto von Griechenland entdeckt. Für das Kulturministerium war es ein überraschender Fund. Über die königlichen Insignien von Otto sei viel geredet und oft fantasievoll spekuliert worden, teilten die Behörden am Montag in Athen mit. Ihre Bedeutung sei für den griechischen Staat auch heute noch außerordentlich.
Die Insignien sind aus Gold und verschiedenen Metalllegierungen gefertigt. Sie würden nun restauriert und anschließend dem griechischen Parlament übergeben, das heutzutage im einstigen Palast von König Otto am zentralen Athener Syntagma-Platz residiert. Dort sollen sie in der Trophäenhalle „Eleftherios Venizelos“ ausgestellt werden.
Prinz Otto von Bayern aus dem Hause Wittelsbach regierte als König von Griechenland von 1832 bis 1862. Am 15. Oktober 1832 hatte eine dreiköpfige Delegation aus Griechenland dem zweitgeborenen Sohn König Ludwigs I. die griechische Krone angetragen. Südlich von München, ungefähr dort, wo heute Ottobrunn liegt, machte sich Otto auf die Reise. Sein legendärer Einzug in Nauplia ist auf einem Monumentalgemälde in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung verewigt.
Ottos Krone und das Zepter wurden nach Angaben des Kulturministeriums von der berühmten Pariser Goldschmiede Fossin et Fils hergestellt. Die Insignien waren 1835 von Ottos Vater Ludwig von Bayern in Auftrag gegeben worden. Obwohl sie zur Krönung des jungen Königs im Jahr 1835 nicht rechtzeitig ankamen, wurde Otto von den Griechen zunächst sehr verehrt; er galt ihnen als Modernisierer, der beispielsweise mit seinen Beamten die Gesundheitsversorgung verbesserte und die Pockenschutzimpfung einführte.
Allerdings gab es auch Widerstand gegen Otto; 1844 genehmigte dieser schließlich eine griechische Verfassung und Andreas Metaxas wurde Ministerpräsident. 1862 musste der Bayer nach dem Krimkrieg, als England und Frankreich das Land besetzten, Hellas zusammen mit seiner Frau Amalie verlassen. Bamberg wurde sein letzter Altersruhesitz, ehe er an den folgen der Masern fünf Jahre später starb. „Griechenland, mein Griechenland“, sollen seine letzten Worte gewesen sein.
1959 wurden die Insignien von Otto durch den damaligen Wittelsbacher Hausherrn Albrecht von Bayern feierlich an den damaligen griechischen König Paul übergeben. 1967 ging der letzte griechische König Konstantin II. ins Exil. Im Jahr 1974 wurden die Militärjunta der Obristen und damit die Monarchie in Griechenland endgültig gestürzt. Pavlos, das derzeitige Familienoberhaupt der griechischen Royals, lebt heute in den USA.
Die Insignien in der einstigen königlichen Sommerresidenz überstanden all diese Wirren und auch den Rechtsstreit zwischen der Ex-Königsfamilie und dem griechischen Staat um das ziemlich vernachlässigte Anwesen Tatói – bis sie jetzt Beamte des Kulturministeriums „sehr gut verpackt“ und „gut erhalten“ vorfanden. mm/dpa