München – So langsam hat’s sich eingespielt: das endlose Händeschütteln, die Begrüßungsrede, der Dank an all jene, die sich im Freistaat ehrenamtlich engagieren. Zum dritten Mal fungiert Ilse Aigner als Gastgeberin beim Sommerempfang auf Schloss Schleißheim, einer der schönsten Abende für die Politik in Bayern – weil er eben nicht politisch ist.
„Politik ist wichtig. Politik ist aber nicht alles“, sagt die Landtagspräsidentin vor rund 3000 Gästen. Es ist die letzte Woche vor der Sommerpause. Traditionell sind diese Tage ohnehin schon arbeitsreich. Heuer ist der Druck im Maximilianeum aber besonders hoch: Der Landtag macht mitten in der heißen Phase des Wahlkampfes einen extra-langen Urlaub, der erst nach der Wahl am 8. Oktober endet. Gestern Nachmittag haben Bayerns Abgeordnete noch bei einer Plenarsitzung zusammengesessen, bei der es um Klimaschutz, Schulfinanzierung und den Schlussbericht des NSU-Untersuchungsausschusses ging. Am Abend ist das alles vergessen.
In gelöster Stimmung treffen sich Bayerns wichtigste Politiker, um eine Auszeit von Debatten und Anträgen zu nehmen. Auch Vertreter von Kirchen, Verbänden und Vereinen sind dabei. Adabeis sucht man vergeblich. Die Liste der Promis ist überschaubar. „Bei diesem Fest stehen Sie im Mittelpunkt: die Bürgerinnen und Bürger, Mandats- und Würdenträger, Diplomaten, Presse- und Ehrenamtsvertreter“, sagt Aigner. Vor allem Letztere haben beim Empfang einen besonders hohen Stellenwert. Das macht den Charme des Fests aus: Anstelle von Stars und Sternchen bekommen freiwillige Helfer die heiß umkämpften Einladungen. „Sie schaffen Angebote. Sie bereichern Freizeit. Und sie investieren dafür Energie und Zeit – und für diesen Rieseneinsatz wollten wir Danke sagen“, sagt Aigner.
Fast wäre das Fest im Hofgarten ins Wasser gefallen. Den ganzen Tag waren Regen und Gewitterschauer angesagt. Am Ende hält Aigner ihre Eröffnungsrede aber doch unter der strahlenden Sonne. So ist es Tradition beim Sommerempfang: Die Traumkulisse zwischen Schlossgebäude und Fontänen, der laue Wind und die Open-Air-Bühne gehören einfach dazu.
Nur eines ist dieses Jahr anders. Aigners Vorgängerin Barbara Stamm fehlt. Die Fränkin, die das Fest zehn Jahre lang organisiert hat, ist Ende 2022 an einer Krebserkrankung gestorben. Als sie 2019 erstmals wieder als Gast da war, sagte sie lächelnd: „Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht wehmütig bin. Aber die Ilse macht das wirklich super.“ kab