Grainau – Was die Berliner in diesen Tagen umtrieb, haben die Grainauer schon längst hinter sich: die Löwen- oder besser gesagt Pumajagd. Vor 65 Jahren, im Juli 1958, trieb sich im Grenzgebiet nach Ehrwald eine echte Raubkatze herum.
Die Vorgeschichte: Schon damals herrschte am Eibsee ein ziemliches Getümmel von internationalen Ausflüglern mit locker sitzenden Geldbeuteln. Da hatte der Fotograf Lothar Jäger die mäßig clevere Idee, sich in Raubkatzenbegleitung von der Konkurrenz abzuheben. Zu diesem Zweck erwarb er einen Puma – auch Berglöwe genannt. Die Grainauerin Annemie Strupp erinnert sich: „Der Fotograf saß in der Nähe vom alten Strandbad, und da war der Löwe an einer Leine mit dabei. Man konnte den füttern und streicheln und sich mit dem fotografieren lassen.“
Doch Anfang Juli entwich Cora. Zunächst holte man nur den Zirkus Brumbach zu Hilfe, der damals zufällig in der Region gastierte. Sie legten eimerweise Köderfleisch aus und spielten per Tonbandgerät sogar den Ruf eines Löwenmännchens ab – vergebens. Als am 22. Juli Ehrwalder Touristen vermeldeten, sie seien beim Spazierengehen „von Luchsen und Tigern“ gejagt worden und nur knapp lebendig entkommen, sah sich die Amtlichkeit zum Auffahren größerer Geschütze genötigt. Zwei Kabinenführer der Tiroler Zugspitzbahn sichteten Cora unweit der Stütze IV auf einem Felsstück.
Der Ehrwalder Gendarmerie-Inspektor August Hummer berichtete: „Als wir uns der Löwin näherten, erhob sie sich und begann drohend zu brüllen. Ich brachte meinen amerikanischen Karabiner M1 in Anschlag.“ Er drückte ab – und Cora fiel tot 200 bis 300 Meter den Abhang hinter. „Unverzüglich begab sich unser Jagdtrupp an die Stelle, an der die tote Löwin lag. Nach altem Waidmannsbrauch steckte ich ihr den Kiefernbruch zwischen die Fänge …“ EVA KLAEHN