München – Zum Ende der Wahlperiode wirft der Bund Naturschutz (BN) der bayerischen Staatsregierung Versagen beim Kampf gegen den Flächenverbrauch vor. CSU und Freie Wähler seien „krachend gescheitert“, sagte BN-Chef Richard Mergner. 2021 lag der Flächenverbrauch bei 10,3 Hektar je Tag, 2019 (10,8 ha) und 2020 (11,6) sogar noch höher. Eine Zahl für 2022 liegt noch nicht vor.
In der Summe sei 2018 bis 2021 eine Fläche 371-mal so groß wie die Theresienwiese verbaut worden, rechnete Mergner vor. Dabei hätten CSU und FW im Koalitionsvertrag wörtlich versprochen: „Wir wollen den Flächenverbrauch im Freistaat deutlich und dauerhaft senken.“ Vor allem Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW), in dessen Ressort Flächenspar-Initiativen fallen würden, habe wenig unternommen. Einzelne positive Ansätze wie etwa multifunktionale Flächennutzung bei Solarparks seien zu wenig, um eine Umkehr zu erreichen. Zahlreiche Vorschläge der Landtags-Opposition seien abgelehnt worden, zuletzt scheiterten die Grünen diese Woche im Landtag mit ihrem Antrag, gestuft bis 2028 den Flächenverbrauch auf nur fünf Hektar je Tag zu begrenzen. Auch die dritte Startbahn am Flughafen München sei nach wie vor im Landesentwicklungsprogramm enthalten – sie würde 871 Hektar Land kosten.
Daneben lehnt der Bund Naturschutz auch den Bau weiterer Ortsumgehungen kategorisch ab. Beispiel Geiselhöring bei Straubing: Dort gibt es am Sonntag eine vom BN unterstützte Demo gegen eine neue 6,3 Kilometer lange Straße, die 40 Hektar Ackerland rauben würde. Besonders umkämpft ist aber die geplante BMW-Fabrik im niederbayerischen 3000-Einwohner-Ort Straßkirchen. 60 Hektar Ackerland sollen für das Batterie-Werk zunächst bebaut werden. Es ist auch im Ort sehr umstritten.
Gegner sammelten Unterschriften, sie fürchten, dass die Fabrik zu viel Fläche verbraucht und Verkehr und Zuzug das Dorf verändern. Am 24. September kommt es zum Bürgerbegehren „Ja zur Erhaltung fruchtbarer Böden im Gäuboden“, dem der Gemeinderat ein Ratsbegehren entgegenstellt, in dem der Bau befürwortet wird.
BN-Chef Mergner stellt sich klar auf die Seite der Gegner: Es gebe Alternativen, sagt er. Allein die bestehenden BMW-Stätten in Dingolfing und Regensburg hätten 30 Hektar ebenerdige Parkplätze, die bebaut werden könnten. Es sei aber nicht Aufgabe des BN, umweltschonende Alternativstandorte zu suchen. Mit der Konzernspitze habe man nicht reden können. „Wir halten aber unser Gesprächsangebot aufrecht.“ dw