DAS PORTRÄT

Die Schulbegleiterin

von Redaktion

Sabine Roleders Arbeitstag beginnt pünktlich um 7.30 Uhr. Sie holt ihren Schützling Luis in Freising ab und macht sich gemeinsam mit ihm auf den Weg in die Schule. Der Zehnjährige leidet an körperlichen Spastiken und ist motorisch stark eingeschränkt. Darunter leidet auch sein Selbstwertgefühl, er tut sich nicht leicht damit, Anschluss zu finden. In seiner Klasse ist er das einzige Kind mit besonderen Bedürfnissen. Im nächsten Jahr wird er auf die Realschule wechseln, den Notendurchschnitt dafür hat er mit links geschafft. Luis ist intelligent – nur sein Körper macht oft nicht, was er soll. Aber er macht große Fortschritte, erzählt Roleder. Als sie ihn vor einem Jahr kennenlernte, musste er mit dem Auto zur Schule gebracht werden, heute fährt er mit dem Roller. Das ist für sie eine der schönsten Seiten ihrer Arbeit: „Wenn du siehst, wie die Kinder sich entwickeln, was für Fortschritte sie machen, das ist einfach wunderschön.“ Auch im Unterricht braucht Luis die Unterstützung von Sabine Roleder. Wenn viel geschrieben werden muss und Luis’ Hand verkrampft, wenn gebastelt wird und er feinmotorisch überfordert ist, wenn er in den Pausen nicht weiß, wie er auf andere Kinder zugehen soll. Sabine Roleder hat Luis mit ihrer natürlichen und lustigen Art schnell für sich gewonnen. Dank ihrer Hilfe ist der Zehnjährige in die Klassengemeinschaft besser eingebunden, die anderen nehmen mehr Rücksicht und beziehen ihn ein.

Am Anfang geht es bei der Schulbegleitung vor allem darum, die Kinder sozialemotional zu begleiten und zu stabilisieren. Diese Begleitung ist dann nötig, wenn Kinder mit Einschränkungen in Regeleinrichtungen unterrichtet oder betreut werden. Die Kosten übernehmen Jugendamt oder Bezirk. Roleder ist bereits seit sieben Jahren Schulbegleiterin und hat in dieser Zeit drei Kinder unterstützt. Manchmal brauchen sie Hilfe auf dem Schulweg, manchmal im Unterricht – und manchmal steht sie ihnen auch einfach bei Wutausbrüchen zur Seite. Die 53-Jährige ist fest bei der Caritas angestellt – und würde ihren Job für nichts in der Welt eintauschen. „Mit Kindern zu arbeiten ist das Erfüllendste, was man sich vorstellen kann“, sagt sie. Luis wird Sabine Roleder wohl noch ein Schuljahr lang begleiten. Dann soll er selbstständig genug sein, um den Schulalltag allein zu meistern. Sie hat keine Zweifel, dass er das schaffen wird. UTA KÜNKLER

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