Erding – Schockierende Szenen gestern Vormittag am Flughafen München: Passagiere saßen stundenlang in einer Maschine fest. Fluggäste brachen zusammen, mussten sich übergeben – denn in der Maschine lief keine Klimaanlage. Rund drei Stunden mussten die Passagiere ausharren, dann durften sie nach draußen.
Auch Vincent G. (18) saß in der Tailwind-Maschine. Diese sollte um 9.55 Uhr nach Antalya abheben. Die Tui hatte die Maschine gechartert, viele Passagiere hatten über den Reiseanbieter einen Trip nach Antalya oder Belek gebucht. Vincent wollte im Türkei-Urlaub sein Abitur feiern. Aber: „Wir durften gegen 10 Uhr in die Maschine – und dann tat sich gar nichts“, erzählt der Niederbayer. „Nach einer Stunde begannen sich die Ersten über die Hitze zu beschweren“, so Vincent. „Besonders Senioren und Kinder taten einem echt leid.“ Nach gut zwei Stunden brachen zwei ältere Herrschaften im Gang zusammen. „Sie waren völlig dehydriert und überhitzt“, erzählt ein weiterer Fluggast der tz. Dann begannen sich erschöpfte Kinder zu übergeben. Und der Pilot? Der gab weiter durch, „dass er nicht weiß, wann der Flieger starten kann“. Es gebe ein technisches Problem.
Die Getränke im Flugzeug mussten die Wartenden bezahlen. Als nach fast drei Stunden in dem stickigen Flieger Leute riefen, sie wollten endlich raus – aussteigen, machte der Pilot eine unglaubliche Durchsage: „Tun Sie jetzt nichts Unüberlegtes!“, drohte er den Fluggästen. Der tz liegt eine Aufzeichnung der Durchsage vor. „Es war wie in einem Horrorfilm“, sagt Vincent G. Erst nach fast dreieinhalb Stunden durften die Passagiere das Flugzeug verlassen. Einige sackten auf dem Rollfeld zusammen, mussten ärztlich versorgt werden.
Wie kann so etwas am Münchner Airport passieren? Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher des Flughafens: Der Flieger konnte wegen technischer Probleme nicht abheben – Näheres sei zunächst nicht bekannt gewesen. Von den schlimmen Zuständen in der Maschine habe der Flughafen erst gegen 12.30 Uhr erfahren. „Passagiere hatten unter anderem den Notruf gewählt“, sagt der Sprecher. Diese Menschen fühlten sich vom Personal im Flieger wohl einfach im Stich gelassen. Nach dem Alarm habe das Airport-Team schnellstmöglich eine Treppe organisiert, über die die Passagiere entkommen konnten, so der Sprecher. Auch Feuerwehr und Rettungsdienst eilten herbei. Danach wurden die Menschen in das kühle Terminal gebracht und bekamen zu trinken und zu essen. Immerhin: Niemand musste in eine Klinik gebracht werden, so der Flughafen-Sprecher.
Urlauber Vincent G. hatte den Flug über den Reiseveranstalter Tui gebucht, als Teil einer Pauschalreise – Tui sei aber nicht für die Durchführung des Flugs zuständig, erklärt ein Unternehmenssprecher. „Wir haben keinerlei Information zur Situation im Flugzeug.“ Die Verantwortung für den Flug trage die Fluggesellschaft – in dem Fall also Tailwind. Tailwind sitzt in der Türkei: Eine Anfrage wegen des Hitze-Dramas beantwortete das Unternehmen bis Redaktionsschluss nicht. Der Flieger hob gestern am späten Nachmittag ab.