Bad Füssing – Ein Pfarrer aus Niederbayern hat bei einem Ausflug von Kommunion-kindern für einen Eklat gesorgt. Weil ein Neunjähriger einen Kaugummi in einen Gully warf, packte er den Grundschüler und würgte ihn. Der Vater des Kindes hat inzwischen Strafanzeige gestellt, berichtet die „Passauer Neue Presse“. Der Geistliche darf keine Kinder mehr unterrichten, Schulgottesdienste sind ihm untersagt.
Die Kinder, die in der Pfarrei heuer ihre Erstkommunion erhalten hatten, machten zum Schuljahresausklang einen Ausflug, zunächst nach Parzham bei Bad Füssing, dann zu einem Vogelpark. Auf dem Weg nach Hause kaute der Bub auf einem Kaugummi herum, den er beim Aussteigen entsorgen wollte – er landete in einem Gully, da kein Abfallkorb in der Nähe war. Diese Aktion brachte den Pfarrer zum Ausrasten. Er soll den Buben gleich angeschnauzt haben, berichtete dessen Vater. Sein Sohn drehte sich irritiert von dem Wutausbruch weg und wollte zu seinen Spezln. Das war der Moment, in dem der Geistliche offenbar durchdrehte: Er habe seinen Sohn von hinten angegriffen, erzählte der Vater der PNP, ihn am Hals gepackt, und gewürgt, den Bub dann hochgehoben, bis er mit den Füßen in der Luft zappelte und ihn auch noch geschüttelt. „Und das alles vor Zeugen, dem Klassenlehrer und dem Schulpersonal“, wird der Vater zitiert. Der Klassenlehrer habe seinem Sohn aus der Situation geholfen, der Pfarrer indes verließ den Ort fluchtartig. Die Mutter fuhr später mit dem verstörten Kind ins Krankenhaus Rotthalmünster, wo laut Vater Verletzungen und Würgemale dokumentiert wurden. Die Eltern stellten Strafanzeige wegen Körperverletzung bei der PI Bad Griesbach.
Der Ausraster hat für den Pfarrer Folgen. Die Rektorin der Grundschule in Aigen am Inn, Ernestina Hasenberger, sagt: „In 36 Jahren Schuldienst ist mir so ein Vorfall noch nie untergekommen. Das ist ein Albtraum.“ Sie informierte sofort die entsprechenden Stellen. Einen Tag nach dem Angriff wurde der Pfarrer vom Schuldienst suspendiert. In einer Stellungnahme des Bistums Passau heißt es laut PNP weiter, der Pfarrer, der auch früher schon in schulischen Stresssituationen deutlich unangemessene Reaktionen gezeigt habe, sei dauerhaft aus dem Schulunterricht genommen worden, was auch das Abhalten von Schulgottesdiensten umfasse. Rektorin Hasenberger ist froh, dass alles schnell ging: „Das ist ein wichtiges Signal an die Eltern.“
Der Generalvikar des Bistums, Josef Ederer, bedauert den Vorfall zutiefst. Er bat den Schüler, die Eltern und die Schulfamilie um Entschuldigung. Der Pfarrer versuchte unterdessen, sein Verhalten zu erklären. Er habe den Schüler auf sein Fehlverhalten angesprochen, „Wegwerfen von Abfall in einen Abfluss. Dieser erweckte den Eindruck, meine Mahnung bzw. mich als Aufsichtsperson nicht ernst zu nehmen. Dadurch fühlte ich mich dermaßen provoziert, dass es zu dem tätlichen Übergriff kam. Ich bedaure mein schwerwiegendes Fehlverhalten.“
Mit seiner an die Eltern gerichteten, eher dürftig formulierten Bitte um Entschuldigung wird es für den Seelsorger aber nicht getan sein. Denn die Polizei ermittelt, und auch das Bistum prüft kirchenrechtliche Maßnahmen. Der Bub leidet noch wegen der Gewaltattacke. Er sei, sagt sein Vater, „immer noch sehr durch den Wind“. Eine Schulpsychologin betreut ihn. MARKUS CHRISTANDL