Urlauber-Ansturm auf den Flughafen

von Redaktion

Heute beginnt der Hochbetrieb – die Mitarbeiter haben sich längst vorbereitet

VON CARINA OTTILLINGER

Erding – Die Sommerferien haben begonnen – und am Flughafen München der Hochbetrieb. An einzelnen Tagen erwartet der Airport bis zu 1000 Starts und Landungen. Während der Ferien werden mindestens 5,5 Millionen Passagiere dort starten oder ankommen. Wir haben zugesehen, wie sich die Mitarbeiter für den Ansturm wappnen.

Der Weg des Gepäcks

Bei der Gepäckabgabe beschleicht viele Fluggäste ein mulmiges Gefühl: „Hoffentlich kommt mein Koffer mit mir auf Kreta an.“ Denn vom Check-in-Schalter bis zum Flugzeug durchlaufen die Koffer eine kleine Reise durch den Flughafen. Damit nichts schiefgeht, ist die Gepäckförderanlage exakt eingestellt. In der Gepäckleitwarte beobachten fünf Verkehrsassistenten die Laufbahn der Koffer. „Die Kollegen überwachen das System“, erklärt Leiter Stefan Marx. In drei Schichten arbeiten die 38 Verkehrsassistenten. Bei Störungen, die länger als fünf Minuten dauern, müssen sie reagieren – und den Gepäckweg umstellen. „Das kommt aber selten vor.“ Läuft alles nach Plan, landet jeder Koffer im richtigen Flugzeug. „Wir sind bestens vorbereitet auf den Ansturm in den Sommerferien“, sagt Marx. „Das Gepäckchaos im letzten Jahr lag daran, dass wir zu wenig Personal hatten.“ Der Flughafen hat 400 neue Mitarbeiter eingestellt. Inzwischen arbeiten dort 3500 Tausend Menschen.

Die Gepäckreise beginnt am Check-in-Schalter. Dort bekommen die Koffer einen Anhänger mit einer Identifikationsnummer. Ein Signal geht an die Gepäckleitstelle. Die Gepäckförderanlage weiß jetzt, auf welche Laufbahn der Koffer eingeschleust werden muss. „Ein Algorithmus sucht sich die optimale Beförderungsstrecke“, sagt Marx. Am Ende der Laufbahn erreicht das Gepäck eine Ladegruppe. Zwei Gepäckabfertiger stemmen die Koffer in die Gepäckcontainer, die dann zu den Flugzeugen transportiert werden. Das funktioniert mit elektronischen Auftragskarten. „Bei einem mittleren Flugzeug ist die Mannschaft in etwa 20 Minuten fertig“, sagt Marx. Damit die Gepäckabgabe reibungslos funktioniert, appelliert Marx an die Mithilfe der Urlauber. „Unbedingt rechtzeitig einchecken.“ Am besten eineinhalb Stunden vor Abflug.

Nicht alles darf in den Koffer. Eine automatische Röntgenmaschine erkennt Gefahrengut. Bei zu viel Metall und Kabeln schleust die Förderanlage das Gepäckstück zu einer Nachkontrollstelle. Die Mitarbeiter durchsuchen den Koffer. „Das kostet Zeit und lässt sich verhindern“, sagt Marx. Wenn alles passt, kommt ein kleiner Infozettel in den Koffer. Das Gepäckstück läuft zurück auf die richtige Bahn Richtung Container.

Das Gleiche betrifft das Sperrgepäck. Surfboard und Taucherflasche, Hund und Katze müssen Fluggäste bei den meisten Fluggesellschaften anmelden. „Wenn die Tiertasche zu klein ist oder eine Impfung fehlt, dürfen die Tiere nicht mitreisen“, sagt Marx. Wenn es schlecht läuft, kommt das Tier bis zur Heimreise ins Tierheim.

Außerdem wichtig: nicht trödeln. „Die Fluggesellschaft wartet heute nicht mehr auf den letzten Passagier“, sagt Marx. Deswegen am besten sofort nach der Gepäckaufgabe zur Sicherheitskontrolle gehen. Zur Ferienzeit gibt es auch hier eine längere Wartezeit. „Sonst fliegt das Flugzeug mit Ihrem Gepäck, aber ohne Sie los.“

Auf ein Bier im Airbräu

Zwei Wochen lang Kreta, jeden Abend Ouzo und Wein. Mit diesem Wissen machen viele Fluggäste kurz vor dem Abflug noch einen Stopp im Airbräu. In der Gaststätte gibt es seit 20 Jahren hausgebraute Biere aus der weltweit ersten Flughafen-Brauerei. Ein Schluck Heimat vor dem Urlaub. „Wir werden den Ferien-Ansturm deutlich merken“, sagt Wirtin Barbara Deimel. Das Personal hat sie aufgestockt. 65 Leute arbeiten im Service und Management, zehn in der Küche. Die Saisonkräfte kommen überwiegend aus der Slowakei. „Passend zum Flughafen sind wir international.“

In den Sommermonaten sind mehrere Feste geplant. Zu Maria Himmelfahrt findet ein ökumenischer Gottesdienst statt. Betriebe feiern ihr Sommerfest. Junggesellen starten ihren Abschied im Airbräu. „Bestimmt hat schon eine Truppe nach dem fünften Bier den Flug verpasst“, sagt Braumeister René Jacobsen und lacht. Es gab einige Anfragen, ob sie nicht ein Abflugbrett anbringen können.

Auch die Speisekarte ist an den Sommer angepasst: viele Salate und vegane Pilzburger. Die Lebensmittel haben kurze Lieferwege. 90 Prozent kommen aus Bayern. 70 Prozent aus der Flughafen-Region. Direkt in der Gaststätte befinden sich die Sudkessel, in denen das Bier gebraut wird. Es riecht nach Hopfen und Malz. Pro Brauvorgang entstehen 2000 Liter Bier, die für einen Monat reichen. Das Highlight in diesem Sommer ist das Jetstream. Ein Pils mit 0,3 Litern und dreieinhalb Prozent Alkohol. „Das Jetstream passt mit weniger Alkohol und kleinerer Menge perfekt in die Zeit. Es ist erfrischender, fruchtiger und leichter.“ Wer kein Bier mag, kann sich bei einem Cocktail in Europas größtem überdachten Biergarten auf den Strand vorbereiten.

Parfums sind gefragt

Beim Schlendern durch die Einkaufsmeile im Flughafen gibt es noch etliches für den Urlaub: einen Strohhut gegen die Sonne auf Kreta zum Beispiel. Auf etwa 10 000 Quadratmetern Fläche betreibt die Eurotrade Flughafen München Handels-GmbH mit rund 800 Mitarbeitern 40 Läden am Flughafen. Jeden Tag zwischen 6.30 und 22.30 Uhr können die Fluggäste bummeln. „Wir sind auf vier Verkaufsbereiche spezialisiert: Duty Free, Mode, Presse und Reisebedarf sowie Uhren und Schmuck“, erklärt Geschäftsführer Sven Zahn.

In Absprache mit dem Flughafen entscheidet Zahn, welcher Laden wo eröffnet wird. Erst seit ein paar Wochen steht der neue Longchamp im Terminal 2. Als ein Laden zwischen zwei Zollstellen bietet der Duty-Free-Shop Produkte ohne Zoll, Umsatz- und Verbrauchersteuer an. „In den letzten Jahren sind immer mehr Parfums und Kosmetikartikel gefragt“, sagt Zahn. Passend zur Sommerzeit errichten die Mitarbeiter eine Verkaufsoase mit Urlaubsgefühl. Von der Wand hängt ein Surfbrett mit der Aufschrift „Beach Bar“. Dahinter steht eine Strohhütte mit Produkten von Sonnencreme bis Sommer-Gin. Zahn sagt: „Wir sind gut vorbereitet auf die Urlauber.“

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