Ratschkasse kommt gut an

von Redaktion

Bayern will Projekt gegen Einsamkeit bis Jahresende verlängern

Buxheim – In Schwaben gibt es seit dem Frühjahr eine sogenannte Ratschkasse. Sie ist speziell für die Kunden gedacht, die einsam sind und wenig Ansprache haben. Die Kassierer an dieser Kasse im Edeka-Center in Buxheim im Allgäu nehmen sich bewusst Zeit, um sich mit den Kunden zu unterhalten. Inspirationen dafür stehen sogar auf den Warenabtrennern. „Wie geht es Ihnen denn heute?“ Oder: „Backen Sie auch so gerne Kuchen?“

Das Konzept kommt an, wie Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) gestern berichtete. Deshalb will der Freistaat des Projekt bis Jahresende verlängern. Eigentlich sollte das Angebot nur bis Juli an vier Vormittagen pro Woche laufen. „Also ich würde mich da an manchen Tagen auch anstellen“, schreibt eine Kundin auf Facebook. „So ein Plausch kann echt mal gut tun.“

Es sei sehr wichtig, das Thema Einsamkeit weiter aus der Tabuzone zu holen, betont Holetschek. „Das kann jeden treffen.“ Er will die Auswirkungen von chronischer Einsamkeit auf die Gesundheit der Betroffenen verstärkt in den Fokus nehmen und das Thema auf die politische Agenda setzen. „Niemand soll in Bayern ungewollt einsam sein.“

Die Ratschkasse ist nur ein Teil des bayerischen Präventionsprojekts. Es seien vielfältige Anlaufstellen und Hilfsangebote für einsame Menschen entstanden, so Holetschek. Dazu gehört zum Beispiel die Telefon-Engel-Aktion für ältere Menschen ab 60 Jahren des Münchner Vereins Retla. Auch dort können Senioren mit Ehrenamtlichen das Gespräch suchen.

Holetschek will mit Aktionen wie diesen auch ein größeres Bewusstsein in der Bevölkerung für Einsamkeit schaffen. Besonders während der Corona-Pandemie seien viele Menschen von Einsamkeit betroffen gewesen. Die Zahl häufig oder sehr häufig einsamer Erwachsener in Bayern ist laut Ministerium von 2,3 Prozent (2017) auf 16,2 Prozent (2021) gestiegen. Besonders betroffen seien Frauen.

Auch in Schweinfurt gibt es seit einigen Monaten eine Plauderkasse – mit ähnlich positiver Resonanz. Für den Gesundheitsminister ist das keine Überraschung: „Es gibt viele Menschen, denen jemand zum Reden fehlt“, sagt er. „Der Supermarkt ist ein Ort der sozialen Begegnung. Was im hektischen Einkaufsalltag oft stört, ist an der Ratschkasse ausdrücklich erwünscht.“ Es gehe ganz zentral darum, dass sich die Menschen in der Mitte der Gesellschaft akzeptiert fühlen. mm

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