Dietramszell – Als nach Wochen der Trockenheit der ersehnte Regen im Juli die Felder und Wiesen wässerte, war die Hoffnung der Landwirte groß. Doch dann blieb die Wetterlage zu feucht und bremste die Ernte aus. Vielerorts steht Getreide erntereif auf dem Feld, doch der Mähdrescher kann nicht ausrücken. „In den vergangenen Wochen ist viel Qualität verloren gegangen“, bedauert Maximilian Kranz, Ortsobmann der Dietramszeller Bauern im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen.
„Brotweizen und Dinkel haben derart an Qualität verloren, dass beides zu Futtergetreide wird“, erklärt der 32-Jährige. „Erst konnten wir nicht dreschen, weil es nicht geregnet hat“, sagt Kranz. Jetzt sei das Getreide zum Teil nicht lagerfähig, weil es zu feucht ist. In solchen Fällen hat Kranz seinen eigenen Kreislauf: „Das Getreide, das nicht verkäuflich ist, verfüttern wir unserem Milchvieh.“ Doch Landwirte, die keine Milchkühe halten, bleiben darauf sitzen.
Während ein Großteil der Weizen-Ernte und etwa die Hälfte der Sommergerste noch ausstehen, ist die Wintergerste bereits eingefahren: 50 Prozent weniger Ertrag, Qualität in Ordnung – so das Fazit des Obmanns. Beim Raps seien es etwa 20 Prozent weniger Ertrag. „Er kommt relativ lang mit Trockenheit aus, auch mit Feuchtigkeit, aber Staunässe mag er nicht.“
Besonders schlecht steht es um das Stroh. Auf vielen Feldern blieb es unbrauchbar am Boden liegen. „Stroh braucht mehr Zeit, es muss erst austrocknen, damit man es pressen kann“, erklärt Maximilian Kranz.
Nicht nur bei der Strohbeschaffung braucht es Alternativen, auch Getreide mit Backqualität muss teilweise anderweitig beschafft werden. Wie Anton Huber vom Bayerischen Bauernverband sagt, dürften die Ausfälle aber keine Auswirkungen auf die Verbraucher und damit auf die Versorgung mit Mehl und Backwaren haben. „Getreidehandel ist global“, betont der Experte.
Inwiefern die Bierbrauer auf Alternativmöglichkeiten zurückgreifen müssen, wird die restliche Ernte der Sommergerste zeigen. Beim Thema Braugerste sieht Markus Herz von der Landesanstalt für Landwirtschaft große Schwankungen hinsichtlich Qualität und Ertrag: „Das fällt lokal extrem unterschiedlich aus.“ Es sei noch nicht absehbar, welche Ernte man einfahre. Die Anbaufläche für Sommergerste ist in Bayern nach LfL-Angaben wieder zurückgegangen – von rund 98 600 Hektar im Vorjahr auf knapp 87 000 Hektar in diesem Jahr. Wichtigstes Getreide auf den bayerischen Feldern ist und bleibt der Weizen mit einer Anbaufläche von heuer 498 160 Hektar.
„Beim Weizen stehen ungefähr 70 Prozent der Ernte noch aus“, sagt Maximilian Kranz. Er gibt sich optimistisch: „Bei der aktuellen Wetterprognose schaut’s nicht ganz schlecht aus.“ Doch sogar der feucht-kühlen Witterung der letzten Zeit kann er Gutes abgewinnen: Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben und Grünland können von der Feuchtigkeit profitieren. Ebenso die Futtergewinnung. „Das Ankeimen der neuen Saat wird begünstigt“, sagt Maximilian Kranz. Er sät beispielsweise Luzerne aus sowie verschiedene Kleearten, um den Boden zu vitalisieren. Oder auch Sonnenblumen, die den Insekten Herbstnahrung beschaffen. Auch den bevorstehenden dritten Schnitt der Ackerfutterflächen bezeichnet er als vielversprechend.