Geheimtipps für Schwammerljäger

von Redaktion

Wetterumschwung lässt Pfifferlinge, Steinpilze & Co. demnächst sprießen

München – Georg Dünzl hat auch ein Herz für ungenießbare Schwammerl. Schon Ende April beobachtet der Pilzexperte Morcheln beim Sprießen. Gerade untersucht er in den Wäldern rund um München und daheim unter dem Mikroskop mini-kleine Helmlinge und Schwindlinge. „Saison ist immer, jeder Monat hat seine Pilze“, sagt der 69-Jährige. „Es reizt mich, die Arten zu bestimmen, sie zu fotografieren und dokumentieren – das ist seit über zehn Jahren meine Leidenschaft.“

Auch gestern war der Münchner wieder unterwegs, dieses Mal zwischen Gilching und Schöngeising. Schön langsam juckt es auch den Artenkenner in den Fingern. „Im Juli habe ich gar keine Pfifferlinge gefunden, obwohl es sie da typischerweise oft schon gibt“, sagt er. „Vergangene Woche dann einen einzigen Maronenröhrling, aber mehr nicht.“ Die Bilanz des Pilzjägers: „Bisher war es zu trocken, zu heiß und zu nass.“ Die einzige Schwammerlsuppe, die heuer auf Dünzls Tisch stand, bestand also aus getrockneten Pilzen aus dem letzten Jahr.

Im Moment hat Dünzl den Wetterbericht genau im Blick. „Wenn es nach dem vielen Regen jetzt trockener und wärmer wird, werden die Bedingungen immer besser“, sagt er. Erst bei an die 30 Grad wäre es Pfifferling, Steinpilz & Co. wieder zu warm. Solche Temperaturen sind erst mal nicht in Sicht. „In acht bis 14 Tagen könnte man also Glück haben und die typischen Speisepilze finden.“

Pünktlich zum Ausbruch des alljährlichen Sammelfiebers bietet der Münchner Verein für Pilzkunde auch wieder seine Beratungen an. Von 14. August bis 16. Oktober stehen Pilzberater – darunter auch Georg Dünzl – jeden Montag im Münchner Rathaus von 10 bis 13 Uhr und von 16.30 bis 18 Uhr bereit. Auch im Pasinger Rathaus gibt es das Angebot, ebenfalls jeden Montag von 8.30 bis 11.30 Uhr.

Alle, die mehr über bestimmte Arten lernen möchten, bittet Dünzl, nur jeweils ein Exemplar aus dem Wald mitzubringen. „Mit Stiel und Basis – das ist wichtig für die Pilzbestimmung.“ Angefaulte, aber auch noch nicht ausgewachsen Pilze sollte man unbedingt im Wald stehen lassen. „Bis der Pilz nicht ausgewachsen ist, sind auch seine Merkmale nicht so stark ausgeprägt“, sagt Dünzl.

So ein „Babymord“ schadet also nicht nur dem Ökosystem Wald, sondern könnte auch sehr gefährlich enden. Immerhin beobachten die Pilzberater immer wieder, dass Leute Schwammerlarten verwechseln. „Der bittere Gallenröhrling wird immer wieder für einen Speisepilz gehalten, aber ein einziger versaut einem einen ganzen Topf voll Suppe“, sagt Dünzl. Eine ärgerliche Verwechslung, aber keine tödliche. Schlimmer wäre die Dame dran gewesen, die einmal in der Pilzberatung war – und glatt einen Fliegenpilz mit einem Rotkappenröhrling verwechselt hätte.

Deshalb hat Dünzl ein oberstes Gebot: „Wer mir nur ein Handyfoto von einem Pilz zeigt, der kriegt von mir keine Einschätzung“, sagt er. „Das ist wie beim Arzt: Eine Ferndiagnose ist grob fahrlässig.“ Deshalb gilt bei Pilzen, die man nicht kennt: Im Wald stehenlassen oder mit einem Exemplar zum Fachmann – bis man selbst Experte ist. CORNELIA SCHRAMM

Pilz-Liebhaber werden in acht bis 14 Tagen fündig

Artikel 7 von 11