Lehre an den Unis immer noch Männersache

von Redaktion

VON DIRK WALTER

München – Egal ob Würzburg, München, Regensburg oder Nürnberg – bayerische Universitäten sind männerdominiert. Nur rund ein Viertel der Professuren (24,97 Prozent) an den vier größten bayerischen Universitäten war im Jahr 2021 mit Frauen besetzt. Das hat der Verbraucherschutzverein Berlin/Brandenburg (VSVBB) in einer bundesweiten Erhebung ermittelt. Der Wert liegt demnach unter dem bundesdeutschen Durchschnittswert von 28,1 Prozent bei insgesamt 42 befragten Unis und Hochschulen. Im Einzelnen schnitten die Unis wie folgt ab:

.  Ludwig-Maximilians-Universität München: 213 Professorinnen bei 807 Professuren (26,39 Prozent).

.  Universität Regensburg: 83 Professorinnen bei 365 Professuren (22,74 Prozent).

.  Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: 142 Professorinnen bei 633 Professuren (22,43 Prozent).

.  Julius-Maximilians-Universität Würzburg: 106 Professorinnen bei 374 Professuren (28,34 Prozent).

Der niedrige Frauenanteil ist umso bemerkenswerter, da die Studierenden an 29 der 42 befragten Unis mehrheitlich Frauen sind. „Eine besonders große Differenz gibt es an der Universität Regensburg, wo 60,44 Prozent aller Studierenden weiblich sind, aber nur 22,74 Prozent aller Professuren mit Frauen besetzt wurden“, stellt die Vorsitzende des VSVBB, Angelika Menze, in einer Mitteilung fest. Der Verbraucherverein unterstützt Personen, die sich aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert fühlen, daher fragt er den Frauenanteil an Unis jährlich ab.

Eine der 213 Professorinnen an der Münchner LMU ist Caroline Friedel, Anfang 40, Professorin für Bioinformatik an der LMU (seit 2015) und Frauenbeauftragte der Fakultät für Mathematik, Informatik und Statistik. „Nein, ich fühle mich nicht als Exot, aber ich sehe den geringen Frauenanteil schon als Problem“, sagt sie. Es liege auch an tradierten Rollenmodellen. So fehlt bei jungen Frauen die Erkenntnis, dass man auch Professorin werden kann. Diversität an den Unis sei prinzipiell immer gut, auch im Hinblick etwa auf Herkunft oder Nationalität. Die Zahl der weiblichen Studierenden sei auch in vermeintlich männerdominierten Fachbereichen am Steigen. In der Bioinformatik liege sie bei schon etwa 50 Prozent. Eine Frauenquote befürwortet die Professorin „nicht direkt“, aber in Berufungskommissionen heiße es schon öfters, man könne doch „den guten Mann“ nicht ziehen lassen. Das bedeute jetzt aber nicht, dass „Frauen aktiv benachteiligt“ würden.

Vielleicht ist die Frauen-Unterrepräsentation auch nur eine Frage der Zeit. Die Erhebung zeigt auch, dass beim Nachwuchs „auch in Bayern bereits Geschlechterparität“ herrscht: 52,58 Prozent der Juniorprofessuren wurden mit Frauen besetzt – das ist sogar mehr als im bundesweiten Durchschnitt. Auch die LMU will nicht als Verlierer der Statistik dastehen. Die Zahlen des Vereins seien von Dezember 2021, ein Jahr später habe sich die Quote von 26,4 auf 27,7 Prozent verbessert, erklärt Sprecherin Claudia Russo. Außerdem habe der Frauenanteil bei den Neuberufungen in den Jahren 2021 und 2022 immerhin 45 Prozent betragen.

Bayerns Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) räumt ein: „Wir wollen bei den Karrierechancen für Frauen noch besser werden.“ Er verweist auf das erst seit Anfang des Jahres geltende Hochschulinnovationsgesetz, in dem Zielgrößen für den Frauenanteil in Fächergruppen bestimmt werden. Sie werden immer wieder neu errechnet, wenn Berufungen bevorstehen. „Mit dem Modell verpflichten wir die Hochschulen dazu, den Frauenanteil auf allen Qualifizierungsstufen kontinuierlich zu erhöhen“, betont Blume.

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