Dachau – Bayerns Bauern sind über eine neue Erosionsschutzverordnung schwer erschüttert. Der Chef des Bayerischen Bauernverbands in Oberbayern, Ralf Huber, spricht von einem „bürokratischen Ungetüm“. Er befürchtet schwerwiegende Folgen – gerade für biologisch wirtschaftende Landwirte. Huber ist selbst Biobauer.
Nach Darstellung des Bauernverbands wurde Deutschland im Rahmen der EU-Agrarpolitik zu zusätzlichen Auflagen beim Erosionsschutz verpflichtet. Die Umsetzung wurde den einzelnen Bundesländern überlassen. In Bayern gilt die bisher wenig bekannte novellierte Fassung der Erosionsschutzverordnung seit 17. Mai dieses Jahres. Für die Landwirte ist es zwingend, die Verordnung einzuhalten – doch die Informationen kamen spät und ohne dass der Bauernverband noch etwas hätte ändern können, beklagt Simon Sedlmair, Dachauer Kreisobmann des Verbands. „Wir hätten frühzeitig eingebunden werden müssen. Die Bewirtschaftung für 2023 hatten wir bereits festgelegt. Und nun kommt dieses neue Bürokratie-Monster auf uns zu.“ In der neuen Erosionsschutzkarte ist für jede einzelne Ackerfläche in Bayern theoretisch berechnet, wie hoch das Risiko ist, dass bei starkem Regen Erdboden weggeschwemmt wird. Besonders betroffen sind alle Flächen mit Hangneigung – im hügeligen Landkreis Dachau sind nun fünfmal mehr Flächen als zuvor als erosionsanfällig eingestuft.
„Die neue Verordnung wird den Ackerbau in unserer Region stark verändern“, prophezeit Ralf Huber. Sein Kollege, der Biobauer Josef Brandmair aus Westerndorf bei Haimhausen, erläutert die Auswirkungen für seinen Betrieb. Fast alle Ackerflächen in seinem Besitz seien nun theoretisch erosionsgefährdet. Er müsse nun zusätzliche Grünstreifen anlegen, was den Ertrag reduziere. Huber beklagt: „Auch jetzt, kurz vor der Aussaat der Zwischenfrucht, bekommen wir keine Details. Das Ministerium kommt seiner Informationspflicht gegenüber den Landwirten nicht nach.“ mm