Viele Namen gehen auf einstige Tätigkeiten in der Kirche zurück, die ihre Träger meist ehrenamtlich verrichtet haben. Einer davon war der Küster – mittellateinisch für Wächter – des Klosters und all seiner Habseligkeiten. Nicht weit entfernt: der Köster – vom frühromanischen costorarius. Er war der Hüter der liturgischen Gewänder.
Brüder sind nicht nur im Geiste, sondern auch in ihrem Schaffen der Kirchner und der Messner (mansionarius auf Latein). Sie beide waren dem Wortsinn nach Aufseher des Gotteshauses.
Dagegen waren die Aufgaben des Oppermanns spezieller: Sein Augenmerk galt dem Klingelbeutel. Er war für Opfergaben zuständig und half außerdem bei anderen religiösen Handlungen während des Gottesdienstes aus. Und da gab es einiges zu tun, damit die Messe reibungslos verlief: das Anzünden der Kerzen, das Bereitstellen der Paramente (schmückende Textilien), die Betreuung und Unterweisung der Ministranten und die Besorgung des passenden Kirchenschmucks.
Ein Ableger mit kirchlichen Namen lebt heute rund um Karlsruhe im Badischen: Der Siegrist, der auf das lateinische sacristanus zurückgeht. Nachvollziehbar, da die Sakristei der Mittelpunkt für alle Kirchendiener ist. Der Glöckner hingegen wollte oder musste immer hoch hinaus und brauchte im Turm kräftige Arme, wo heute wohl ein Knopfdruck reicht.
Eines fällt auf: Von all den genannten Namenträgern taucht keiner besonders häufig im Süden Bayerns auf. Wieso? Das bleibt Spekulation. Vielleicht gab es hier einmal einfach zu viele fleißige Kirchenhelfer mit gleichem Namen. Oder es hätte auch einer Gotteslästerung gleichen können, wenn aus ihrer Tätigkeit gar ein Nachname geworden wäre.
In und um Erding kommt der Nachname Prediger besonders häufig vor. Hier darf man aber tatsächlich nicht von einer Person ausgehen, die auf der Kanzel stand. Die erste Nennung bezog sich 1271 in Würzburg auf einen Ritter, den man als „Dictus Praedictor“ bezeichnete. Vielmehr scheint für den Nachnamen Prediger der Wohnort in der Nähe eines Klosters oder Handelsbeziehungen zu einem Orden entscheidend gewesen zu sein.
Die letzte Hoffnung auf der Suche nach einem kirchlichen Nachnamen in Bayern ist der Bauer – der saß auf einem kirchlichen Gut und wurde so nach seinem Dienstherrn benannt wurde. Der Wittmann ist der Prototyp eines solchen Feldarbeiters. Er ist heutzutage im Bayerischen weit verbreitet. Er hat sich ein Stückchen nördlich von München festgesetzt. Vom Altmühltal bis ins Allgäu und damit nur am Rande Oberbayerns taucht er speziell als Wiedemann auf.
Immerhin: Der Wimmer hat die gleiche Bedeutung und kommt nur von München bis an die österreichischen Grenzen im Süden und Osten vor. Das widum war das Pfarrgut. Der Wortstamm läuft uns heute noch beim Verb „widmen“ über den Weg – früher im Sinne von jemanden etwas zur öffentlichen Nutzung übergeben, nun als Inbegriff eines symbolischen Geschenks aus tiefster Zuneigung.
Auch die Witwe hat sprachlich hier ihren Ursprung. Bei einer Hochzeit gab es einst ein Brautgeld, das an den Vater der Frau gezahlt wurde. So wurde sie gegen den Tod des Ehemanns abgesichert.
Für die Herkunft des Nachnamens Wittmann gibt es neben der kirchlichen noch sehr bodenständige Erklärungen, die man allerdings nachrangig behandeln muss: Von wit(e) für Holz, von witman für den Witwer selbst oder gar für den Bräutigam, der das besagte wittum zu Beginn der Ehe zahlte. Im Norden Deutschlands könnte der Nachname auch in wit für die Farbe Weiß wurzeln.
Zurück zum Wimmer: windemer heißt auf Mittelhochdeutsch Weinleser und wird in alten Urkunden selten auch als wimmer abgekürzt. Ob hier tatsächlich auf ein Gebiet, in dem früher Wein angebaut wurde, Bezug genommen wird? Die doch deutliche Trennung von Wittmann, Wiedemann und Wimmer im Süden Bayerns ist ein recht eindeutiger Beleg dafür, dass sich in drei aneinander angrenzenden Gebieten für ein und denselben gleichen Beruf unterschiedliche Nachnamen ausprägten.