Grasbrunn – Genannt wird sie „So da“-Brücke. Oder auch Schwammerlbrücke. Die Brücke über die A 99 bei Grasbrunn im Kreis München trägt ihren Namen, weil sie einfach nur so da steht, ohne Sinn. Die Schwammerlsucher in der Region nutzen sie gerne, um über die Autobahn zu kommen. Genau wie Radler und Hundebesitzer. Gedacht war das eigentlich einmal anders.
Bauinvestoren und Politiker hatten einst große Pläne für das ländliche Grasbrunn. Die Saarlandstraße sollte über die Autobahn verlängert werden, zwischen dem Ortsteil Keferloh und der A 99 sollte eine gewaltige Siedlung für mehr als 12 000 Menschen entstehen. Bis 1980 sollte Grasbrunn auf 20 000 Einwohner wachsen, geplant war unter anderem ein riesiges Terrassenhochhaus ähnlich wie in Putzbrunn.
Doch es kam anders. Heute hat die Gemeinde noch immer weniger als 7000 Einwohner. Die Gemeinderäte bekamen in den 1970er-Jahren plötzlich kalte Füße und fragten sich, ob ihre kleine Gemeinde ein so enormes Wachstum aushalten könnte. Der damalige Landrat Joachim Gillessen warnte eindringlich mit dem Negativ-Beispiel Taufkirchen – dort waren durch die rasant gewachsene Einwohnerzahl ein riesiger Schuldenberg und soziale Brennpunkte entstanden. So stimmten die Grasbrunner Gemeinderäte dafür, die Planungen für Neu-Keferloh einzustellen – obwohl sie bereits ein neues Rathaus bezahlt hatten und obwohl beim Neubau der A99 gleich eine breite Brücke gebaut worden war.
Immer wieder mal gab es Pläne für Keferloh – doch nie gab es eine Mehrheit für eine Idee. Die „So da“-Brücke steht bis heute so da – als ein Meisterwerk der Sinnlosigkeit. BERT BROSCH