München/Bad Tölz – Es war im April 2018, damals verkündete der neue Ministerpräsident Markus Söder voller Tatendrang in seiner ersten Regierungserklärung, etwas für den öffentlichen Personennahverkehr zu unternehmen: Neben Geld für Busse, Tram und U-Bahnen sollte auch eine Regio-Busverbindung im Stundentakt entlang der Alpenkette entstehen: von Weilheim bis Miesbach, wie Söders damalige Verkehrsministerin Ilse Aigner erläuterte. Später wurde das Projekt sogar bis Murnau und Rosenheim verlängert – zumindest rhetorisch.
Fünf Jahre später gibt es schon Verkehrsminister Nummer 4, aber noch keinen Alpenbus. „Die Gemeinschaft der ÖPNV-Aufgabenträger hat sich Ende März formiert. Das Projekt wird derzeit mit aktuellen Zahlen überplant“, teilte das bayerische Verkehrsministerium auf Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Markus Büchler mit. Weiter heißt es, es gebe nun das „Ziel der Betriebsaufnahme“ im Jahr 2025.
Nicht nur der Alpenbus fährt bisher nicht. Auch einen angekündigten Allgäubus gibt es nur auf dem Papier. 2018 war in einem „Fahrplan für Mobilität“ des bayerischen Verkehrsminis
teriums eine Linie Murnau–Immenstadt vorgeschlagen worden. „Konkrete Planungen der ÖPNV-Aufgabenträger liegen noch nicht vor“, teilt das Verkehrsministerium nun aber hierzu mit. Weitere überregionale Buslinien, die im Wartestand verharren, sind Roth–Weiden oder Ingolstadt–Landshut.
Der Grünen-Abgeordnete Markus Büchler (München-Land) führt das auch auf die unsichere Finanzierung zurück. Der Freistaat kündige „lautstark“ an, bezahlen sollten die Linien aber die Kommunen. Das funktioniere nur dort, wo die Landkreise finanzstark seien, etwa im Speckgürtel von München. Dort hat der MVV ein System von Expressbussen geschaffen (X-Busse), die linienweise rund um München führen. Das koste die Landkreise „viele Millionen Eigenmittel“, sagt Büchler.
Er mahnt an, dass sich der Freistaat stärker finanziell für Regiobusse engagiert. Bedarf gebe es. Bis zu 70 dieser überörtlichen Linien seien in Bayern bis 2030 denkbar, schreibt das Verkehrsministerium in seiner Antwort an Büchler. Aktuell gebe es aber nur drei: neben den MVV-Expressbussen ist seit 2018 die Schnellbuslinie 100 zwischen Passau und Grafenau auf der Straße, zudem gibt es eine Busverbindung Gersfeld–Coburg.
Speziell der Alpenbus ist vor Ort immer wieder Thema. Zuletzt war die Stadt Rosenheim aus finanziellen Gründen abgesprungen. Der Fraktionschef der Freien Wähler im Landtag, Florian Streibl, hatte zum Alpenbus sogar einen offenen Brief an Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) geschrieben – „mit Bedauern stelle ich fest, dass dieses Großprojekt bis heute nicht die Planungsphase verlassen hat“, beklagte Streibl.