Baustopp am Kramertunnel

von Redaktion

VON JOSEF HORNSTEINER UND DIRK WALTER

Garmisch-Partenkirchen – Fünf Tunnel, ein Ziel: Der Kramertunnel ist ein Baustein der Strategie, die Region Garmisch-Partenkirchen vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Die Tunnel Farchant und Oberau sind fertig, der Kramertunnel sollte als dritter der geplanten fünf Tunnel folgen. Doch jetzt gibt es einen weiteren Rückschlag bei diesem Projekt: Die Baufirma BeMo Tunneling GmbH aus Österreich hat am Freitag, 11. August, alle 150 Mitarbeiter abgezogen, bestätigt das Staatliche Bauamt Weilheim. „Nachdem wir uns in einer strittigen Auseinandersetzung mit der Firma befinden, können wir zum jetzigen zeitpunkt keine inhaltlichen Aussagen über die Vertragsstreitigkeiten machen“, erklärt Sprecher Michael Meister per Pressemitteilung. Es soll sich dem Vernehmen nach um Nachforderungen von 50 bis 80 Millionen Euro handeln, die die Firma zusätzlich verlangt.

Damit könnte sich das Projekt ein weiteres Mal verteuern. Bisher wird der Kramertunnel auf 365,3 Millionen Euro geschätzt. Bis 2022 kalkulierte man noch mit 264 Millionen Euro, doch dann liefen die Baukosten davon. Höhere Materialkosten, eine teurere Betriebstechnik und Mehrkosten bei der Entsorgung von Aushub, der beim Bau aufwendiger Grundwasserwannen anfällt, nennt Meister als Stichworte. Noch nicht eingerechnet sind weitere Millionen, die Folge eines Prozesses sein könnten, den der Bund Naturschutz angestrengt hat. Durch den Bau trockneten geschützte Hangquellmoore oberhalb der Baustelle aus – die Naturschützer setzten mit Erfolg auf dem Gerichtsweg eine Renaturierung durch. Noch ist die Entscheidung nicht rechtskräftig.

Zum jetzigen Finanzstreit hüllt sich die BeMo GmbH in Schweigen. Ein Unternehmenssprecher verwies darauf, dass es sich um ein laufendes Verfahren handele. Dass auch dieser Streit am Ende vor Gericht ausgetragen werden muss, scheint nicht ausgeschlossen, wie das Bauamt erklärt. Bisher war geplant, den Tunnel Ende 2025 für den Verkehr freizugeben. Dahinter steht jetzt ein großes Fragezeichen.

Seit 2019 wurde am Kramertunnel gebaut. Er soll künftig den Ortsteil Garmisch vom Autoverkehr Richtung Zugspitze und Lermoos entlasten. Mittlerweile ist die Betoninnenschale im 3,6 Kilometer langen Haupttunnel vollständig angebracht worden, beim benachbarten Rettungsstollen ist das zu 70 Prozent geschehen. Es handelt sich um einen 3,6 Kilometer langen einröhrigen Tunnel mit Gegenverkehr. Es soll ein striktes Tempolimit von 80 km/h geben. Wer den Tunnel konstant mit 80 km/h durchfährt, ist in 2 Minuten und 45 Sekunden durch. Es ist der längste Straßentunnel Deutschlands.

Nach dem Kramertunnel will das Bauamt den Wanktunnel bauen lassen – für das Großprojekt laufen Probebohrungen. Ebenfalls geplant ist als fünftes der Auerbergtunnel, der im Anschluss des A95-Autobahnendes bis Oberau entstehen soll.

Die Auswirkungen all dieser Projekte werden bis heute kontrovers diskutiert: Einerseits entlasten die Tunnel die Orte vom Durchgangsverkehr. Andererseits entsteht nach Fertigstellung aller Tunnel eine schnelle Verbindung Richtung Österreich und Brenner, was Durchgangsverkehr anziehen könnte.

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