Die Spur der Verwüstung nach dem Hagel

von Redaktion

Umgestürzter Kran, abgedeckte Dächer und demolierte Fenster: Unwetter erschüttern Bayern

Ein heftiges Unwetter ist am Samstag über Bayern hinweggefegt. Allein das Polizeipräsidium Oberbayern Nord meldete 100 Einsätze. Keller liefen voll, Bäume stürzten um. Andernorts, in Bad Bayersoien (Kreis Garmisch-Partenkirchen) oder in Benediktbeuern (Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen) etwa, haben tennisballgroße Hagelkörner Dächer und Autos demoliert.

Benediktbeuern: Kloster beschädigt

Zehn Minuten dauerte der Hagelschlag, der vor allem in Benediktbeuern große Verwüstungen anrichtete. „Es gibt ungefähr 1000 bebaute Grundstücke, 800 sind betroffen, 60 Prozent davon stark“, sagt Feuerwehr-Kommandant Daniel Sliva. Dächer, Fenster und Autos sind zerstört genauso wie landwirtschaftliche Ernten. Ein Bild der Zerstörung bieten auch das Kloster und die Basilika. „Alle Fenster an den Westfassaden sind kaputt“, sagt Pater Claudius Amann. Dasselbe gilt für den Großteil der Dächer. Der Innenhof darf nicht betreten werden, zu groß ist die Gefahr, dass weitere Ziegel herabfallen. Dankbar sind die Salesianer allen, die geholfen haben, Fenster und Dächer zu sichern. Hier gehe es auch darum, historische Kulturgüter zu bewahren, sagt Amann, der von Schäden in Millionenhöhe ausgeht.

Getroffen hat der Hagel auch Bichl, Kochel, Lenggries und mit voller Wucht Arzbach. Dort musste der Campingplatz geräumt werden. In der Turnhalle entstand ein Notlager. Insgesamt zählte die Feuerwehr im südlichen Landkreis seit Samstagnachmittag 565 Einsätze – 238 davon in Benediktbeuern.

Bad Bayersoien: Hagel verwüstet Kurort

In Bad Bayersoien im Kreis Garmisch-Partenkirchen haben teils tennisballgroße Hagelkörner Ziegeldächer und Autoscheiben zertrümmert. Gegen 16 Uhr zog die Unwetter-Front über den Kurort mit Starkregen, Sturmböen und Hagelkörnern, die bis zu zehn Zentimeter dick waren, hinweg. Das Landratsamt löste Katastrophenalarm aus.

„Die Verwüstung ist brutal“, sagt Landrat Anton Speer (Freie Wähler). Allein der örtliche Opel-Händler meldet 300 000 Euro Schaden wegen reihenweise zersplitterter Scheiben und stark zerbeulter Karosserien. Wie groß der Schaden im 1300- Einwohner-Dorf insgesamt ist, weiß noch keiner. 370 von insgesamt 400 Dächer sind in Mitleidenschaft gezogen, etliche total zerstört. Dies gilt auch für viele Fenster, Solaranlagen und Autos, die nicht geschützt standen. Verletzt wurde niemand.

Nachdem die Superzelle durchgezogen war, mussten die Häuser provisorisch mit Spezialplanen abgedichtet werden. So soll verhindert werden, dass Regenwasser bis in die Erdgeschosse eindringt und weitere Schäden anrichtet. Notdächer wurden aus anderen Orten geliefert.

Murnau: Störche bei Unwetter verletzt

Die tennisballgroßen Hagelkörner haben unzählige Wildtiere, vor allem Störche, erwischt. Auf den Moorwiesen zwischen Großweil, Kochel und Bichl liegen viele gerade im Sterben. Ein Welle der Hilfsbereitschaft hat sich ausgebreitet: Menschen bieten vorübergehende Unterkünfte in Gartenhäuschen an. Wer Hilfe benötigt, kann sich beim Tierheim in Garmisch-Partenkirchen melden.

Augsburg: Sturm zerstört Bierzelt

In Kissing im Kreis Aichach-Friedberg hat eine Sturmfront ein Bierzelt umgeworfen. Dabei wurden zwölf Menschen verletzt, sechs davon schwer. Als das Unwetter aufzog, waren sie mit dem Zeltaufbau beschäftigt und versuchten, es festzuhalten. Etwas weiter nördlich hatte in Augsburg am Samstag das Volksfest Plärrer begonnen. Wegen des starken Regens strömten viele Menschen vom Gelände. Der öffentliche Verkehr stand zeitweise still.

Garching: Besucher von Festival evakuiert

Wegen des Unwetters musste das Open-Air-Festival „Back to the Woods“ auf dem Campus-Gelände in Garching im Kreis München für zwei Stunden unterbrochen werden. 7000 Besucher mussten von 16 bis 17.45 Uhr im benachbarten Gebäude der Fakultät für Informatik und Mathematik der Technischen Universität München warten. „Das Unwetter kam für uns nicht überraschend. Wir haben die Vorhersagen beobachtet und rechtzeitig reagiert“, sagt Gabriel Schneider vom Veranstalter Kellerkindmusik.

Freising: Land unter auf den Straßen

Laut Polizeipräsidium Oberbayern Nord war rund um Pfaffenhofen an der Ilm und Freising am Samstag eine gute halbe Stunde lang „Land unter“. Laut dem Freisinger Kreisbrandrat Manfred Danner sind mehrere Gemeinden „abgesoffen“. Im Freisinger Ortsteil Sünzhausen sammelte sich das Wasser von den umliegenden Feldern im Tal und lief in die Keller von 20 Häusern. In einigen Gärten hatten sich Seen gebildet. Und sogar im Feuerwehr-Haus stand das Wasser. In Langenbach in Kranzberg lief das Wasser flussartig durch die Straßen. Nandlstadt stand unter Wasser, teils wurden Gullydeckel rausgedrückt.

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