Schongau – Für Josef Michl und seine Vespa-Freunde sollte es eine gut gelaunte Sommertour von Alling im Landkreis Fürstenfeldbruck an den Bodensee werden. Für seinen Vereinskollegen Michael „Helle“ Metz (68) endete die Tour auf der B17 am Freitagnachmittag tödlich, acht weitere Menschen erlitten teils schwere Verletzungen.
Ein 20-Jähriger war aus bisher ungeklärter Ursache mit seinem Audi zwischen Hohenfurch und Schongau auf die Gegenfahrbahn geraten und hatte einen Kleinlaster und mehrere Vespas mitgerissen (wir berichteten). Michl überstand den Massen-Crash mit leichten Blessuren, aber seelisch angeschlagen: „Wir wurden buchstäblich abgeschossen“, schildert der 73-Jährige den Hergang. „Ich bekomme die Bilder nicht mehr aus dem Kopf.“ Kurz vor der Tragödie hatte die 17-köpfige Gruppe auf einem Parkplatz Rast gemacht. Michl: „Da habe ich mich bei ,Helle’ noch über seinen Gesundheitszustand erkundigt, weil er vor einiger Zeit einen Schlaganfall erlitten hatte.“ Fünf Minuten später prallte Metz’ Roller frontal mit dem Audi zusammen. Das Fahrzeug erfasste auch einen Mercedes Vito, der im Grünstreifen zu stehen kam, schleuderte dann weiter über die Straße und kollidierte mit drei weiteren Vespas.
Auf einer davon saß Michl, der zu diesem Zeitpunkt etwa fünf Meter hinter dem Todesopfer fuhr: „Es war wie im Karussell, Autos und Roller drehten und überschlugen sich. Alles ging rasend schnell.“
Insgesamt waren drei Hubschrauber und 30 Feuerwehrfahrzeuge im Einsatz. Michl wurde ins Krankenhaus nach Schongau transportiert und verbrachte die Nacht unter ärztlicher Beobachtung.
Die meisten Unfallbeteiligten wurden am Freitagabend von Mitarbeitern des Weil-heimer Kriseninterventions-teams nach Hause gebracht, Michl wurde am Samstagmorgen von Ehefrau und Tochter aus der Klinik in Schongau abgeholt.
Eigentlich hat die Familie am Mittwoch eine Skandinavien-Kreuzfahrt auf der Aida gebucht. Ob Michl die Reise antreten wird, ist unklar. Sicher ist aber: „Auf einen Motorroller setze ich mich nicht mehr.“ PETER LODER