Kofferchaos geht weiter

von Redaktion

30 Flüge starteten in einer Ferienwoche ohne Gepäck – Probleme halten an

München – Corinna W. ist verzweifelt. „Ich beschwere mich nur ungern“, sagt sie. „Aber so was geht einfach nicht!“ Die 49-Jährige aus dem Kreis Starnberg ärgert sich über die Lufthansa – sie saß nämlich auch in der Maschine, die am 18. August ohne Koffer in München nach Ibiza abhob (wir berichteten).

Seit gut einer Woche wartet Corinna W. also nun schon auf ihr Gepäck. Immer wieder wählt ihr Mann Ralph (51) die Servicenummer, immer wieder wird er vertröstet – eine endlose Warteschleife. Gerade trägt sie nur Strand-Kleidung, die sie auf die Schnelle in den Läden am Meer finden konnte. „Mir geht es nicht ums Geld, das wir ausgeben mussten“, sagt sie. Ihr gehe es um die schönen zwei Wochen, die sie mit ihrem Mann und Tochter Charlotte (9) auf Ibizas Nachbarinsel Formentera verbringen wollte. Von Erholung kann keine Rede sein.

Wann Corinna W. ihren Koffer wiederkriegt, ist unklar. Ihr Flieger mit der Nummer LH1820 sollte am 18. August um 15.20 Uhr in München starten. Allerdings hob der erst 20 Minuten später ab, berichtet Elena Griesbach, die ebenfalls in der Maschine saß. Am Ziel angekommen, stellte sich heraus: Die Koffer waren nicht an Bord. Inzwischen ist der zweiwöchige Trip gut zur Hälfte vorbei – ohne Spur vom Gepäck.

Als Grund für das Kofferchaos nannte der Flughafen München den Passagieren die Gewitter am besagten Abend. Diese haben einen rund einstündigen Abfertigungsstopp verursacht, was sich auch auf den Flugplan am darauffolgenden Tag ausgewirkt habe.

Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher des Münchner Flughafens weiter: „Wir haben Meldungen von über 30 Flügen, die München in der letzten Woche ohne Gepäck verlassen haben. Der Großteil dieser Flüge fiel hierbei auf die beiden Gewittertage.“ Auf die über 6300 Flüge, die in dieser Zeit abgefertigt wurden, gerechnet, hätten also nur weniger als ein halbes Prozent der Flüge den Flughafen München ohne Gepäck verlassen.

Rund die Hälfte der betroffenen Passagiere haben ihr Gepäck inzwischen laut Flughafen zugestellt bekommen. Umso ärgerlicher für den Rest, der wie Corinna W. und Elena Grießbach zu jenem kleinen Prozentsatz gehört und seinen Urlaub fast komplett ohne die eigenen Habseligkeiten verbringen wird.

Für alle, die erst noch per Flieger in den Urlaub starten, gibt es schlechte Nachrichten: „Generell ist festzustellen, dass es derzeit im Gesamtsystem Luftverkehr immer wieder zu Unregelmäßigkeiten kommt“, erklärt der Sprecher. „Besonders schlägt sich dies in den Pünktlichkeitswerten der Ankünfte und Starts an verschiedenen Flughäfen nieder.“ Zudem gebe es bei den Flughäfen und bei den verschiedenen Dienstleistern und Airlines begrenzte Kapazitäten. Die vielen Gewitter haben die Lage zuletzt verschärft, denn dann kommt es aus Sicherheitsgründen zu Abfertigungsstopps.

„In der Folge summieren sich die abzufertigenden Maschinen aufgrund der entstehenden Rückstaus“, so der Sprecher. „Bei Unwetterlagen an anderen Flughäfen werden Maschinen teils auch nach München umgeleitet, was für die Dienstleister am Münchner Standort zusätzliche Abfertigungen bedeutet.“

Noch mehr Arbeit für das Personal, das ohnehin knapp ist, und alle, die deshalb schon am Anschlag arbeiten: „Die Hitzewelle und die ohnehin schon hohe Belastung führen zu vermehrten Krankmeldungen“, so der Sprecher. Also bleiben wieder Koffer stehen. REGINA MITTERMEIER

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