Berlin – Die FDP macht in der Ampel-Koalition Druck für weitergehende Regelungen zum Schutz von Schafen und anderen Weidetieren vor Wölfen. Es sei wichtig, nun ins Tun zu kommen, sagte Fraktionsvize Carina Konrad gestern in Berlin. Es gehe nicht darum, den Wolf auszurotten. Er sei aber „kein Kuscheltier“ und verursache erhebliche Schäden in der Weidetierhaltung. Zudem bräuchten Landwirte Planungssicherheit.
Im Koalitionsvertrag haben SPD, Grüne und FDP vereinbart, das Zusammenleben von Weidetieren, Mensch und Wolf so gut zu gestalten, „dass trotz noch steigender Wolfspopulation möglichst wenige Konflikte auftreten“. So sollen überarbeitete Monitoringstandards die Zahl der Wölfe realitätsgetreu abbilden und den Ländern ein regional differenziertes Bestandsmanagement ermöglichen.
Als Anstoß für Gesetzesvorschläge stellte die FDP-Fraktion ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten zu Umsetzungsmöglichkeiten vor. Der Rechtswissenschaftler Michael Brenner von der Universität Jena schlug als europarechtskonformen Weg vor, dass Bund und Länder Pläne zum Bestandsmanagement aufstellen. Auf Basis festgestellter Wolfsbestände sollten dann jährlich zu aktualisierende „Akzeptanz- und Entnahme-Korridore“ festgelegt werden. Demnach sollten Abschüsse punktuell, mit Genehmigung und Vorgaben erlaubt sein – etwa, dass andere Maßnahmen nicht in Betracht kommen und die Struktur der Population gewahrt wird. Man könnte nicht alle Leitwölfe „entnehmen“.
Die umweltpolitische Sprecherin der Union, Anja Weisgerber (CSU), sagte: „Gut, dass nun auch die FDP aufgewacht ist.“ Sie müsse jetzt liefern und in der Ampel-Regierung auf eine Umsetzung dringen. „Wir dürfen die Menschen im ländlichen Raum nicht länger alleinlassen.“
Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) plant offenbar, im September Lösungsvorschläge für eine ausgewogene Balance zwischen dem Schutz des Wolfes und dem Schutz von Nutztieren vor dem Wolf vorzulegen. Das hatte der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer (Grüne) vergangene Woche nach einem Treffen mit Lemke erklärt. Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) war zu dem Gespräch nach Berlin gereist und betonte danach, er plädiere für eine flexiblere Regulierung des Wolfsbestands in einigen Regionen. dpa