Brescia – Großeinsatz im Urlaubsparadies: Seit Freitagnachmittag suchen italienische Einsatzkräfte im Iseosee westlich des Gardasees nach einer 20-jährigen Frau aus Bayern. Gestern wurde ein Tauchroboter hinzugezogen, schon seit Freitag sind Taucher, Boote und Helikopter im Einsatz. Doch bislang ohne Erfolg. Und die Einsatzkräfte haben immer weniger Hoffnung, die Frau lebend zu finden.
Die Vermisste war Berichten zufolge mit ihrer Schwester und einer Gruppe von gleichaltrigen Deutschen am Iseosee im Urlaub und hatte dort eine Tour auf einem Schnellboot unternommen. Die Polizei spricht von einer „stark alkoholisierten Gruppe“, einzig der einheimische Bootsführer, der Sohn des Bootseigners, war nüchtern geblieben. Gegen 20.45 Uhr nahm eine 23-jährige Deutsche plötzlich dem Bootsführer das Steuer aus der Hand und gab abrupt Gas – die Folge: Die 20-Jährige verlor das Gleichgewicht, prallte mit dem Kopf an den Bootsrand, stürzte ins Wasser und ging sofort unter. Sie hatte sich im Bereich des Bugs aufgehalten, wo die Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt gewesen war.
Ursprünglich gingen die Ermittler davon aus, dass das Opfer freiwillig ins Wasser gesprungen sei. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen die 23-Jährige, da sie sich ohne Fahrerlaubnis ans Steuer gesetzt und so das tragische Unglück verursacht haben soll.
Schon am Samstag sprachen die Experten von „minimalen“ Chancen, die Frau lebend bergen zu können. Das Such-Sonar wird von spezialisierten Feuerwehr-Einsatzkräften aus der Hauptstadt Rom bedient. Man versucht, den Grund des Sees abzusuchen, der an der Stelle des Unglücks rund 180 Meter tief ist. An seiner tiefsten Stelle ist der See in Oberitalien rund 70 Kilometer westlich des Gardasees bis zu 250 Meter tief. Der Lago d’Iseo gehört wie der Lago Maggiore, der Gardasee und der Comer See zu den großen Seen in Oberitalien.
Der Fall erinnert an das Drama im Juni vor drei Jahren in der Urlauber-Hochburg Gardasee: Zwei Münchner hatten damals ein italienisches Pärchen mit ihrem Motorboot überrollt – beide Opfer konnten nur noch tot geborgen werden. Später wurde der Fahrer zu vier Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt, sein Beifahrer bekam zwei Jahre und elf Monate. Beide gaben an, nicht bemerkt zu haben, zwei Menschen überfahren zu haben.