Doku-Zentrum Obersalzberg öffnet bald

von Redaktion

VON KILIAN PFEIFFER

Berchtesgaden – Vor sechs Jahren hat Ministerpräsident Markus Söder den Grundstein gelegt, damals noch als Heimat- und Finanzminister. Nun könnte die erweiterte Dokumentation Obersalzberg als Leuchtturmprojekt des Freistaates endlich fertig werden – gemunkelt wird: pünktlich noch vor der bayerischen Landtagswahl.

Ein offizieller Eröffnungstermin wurde bisher aber nicht genannt. Berchtesgadens Bürgermeister Franz Rasp hat noch keine Einladung erhalten, wie er sagt. Das Bayerische Staatsministerium der Finanzen und für Heimat rechnet „voraussichtlich im September oder Oktober“ damit, wie ein Sprecher auf schriftliche Anfrage mitteilte. Die Planungen zum Eröffnungstermin liefen noch, heißt es aus dem Ministerium in München.

Der Ort ist geschichtsträchtig. Adolf Hitler hatte einst auf dem Obersalzberg in seinem Feriendomizil Gäste empfangen und teils die Regierungsgeschäfte geführt. Fünf Minuten Fußmarsch von der heutigen Dokumentation entfernt fällte Hitler in seinem Berghof todbringende Entscheidungen. Seit 1999 wird auf dem Obersalzberg die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit betrieben. Mehr als drei Millionen Menschen besuchten das Zentrum mit der Dokumentation über die NS-Gewaltherrschaft und ihre Folgen, ehe es wegen des Neubaus geschlossen wurde. Die Entscheidung zur Erweiterung fiel bereits vor mehr als zehn Jahren.

Bei der Grundsteinlegung hieß es noch: 2020 wird eröffnet. Dann kam Corona dazwischen. Schlechtleistungen von beteiligten Firmen verzögerten den baulichen Fortschritt. Preise wurden nach oben korrigiert, später folgten Lieferschwierigkeiten in allen Gewerken. Mehrfach wurde die Eröffnung verschoben. Die Kosten sind mit rund 30 Millionen Euro nun doppelt so hoch wie anfangs veranschlagt. Das Staatliche Bauamt Traunstein hatte den Erweiterungsbau vor rund eineinhalb Jahren an das Institut für Zeitgeschichte München-Berlin (IfZ) übergeben. In den vergangenen Monaten wurde an der Ausstellung gearbeitet.

In die Karten schauen ließen sich die Beteiligten nur selten. Die Planer der millionenschweren Ausstellung wiesen über zwei Jahre Interviewanfragen ab. Einblicke in den Aufbau der Ausstellung, die in den vergangenen Monaten vollzogen wurde, gab es nur einmal – gleich zu Beginn, als die teils in den Berg gesprengte und gebaute 800-Quadratmeter-Ausstellung kaum mehr als eine leere Halle war.

Auf Instagram informierte die Doku Obersalzberg im vergangenen April mit einem kurzen Zeitraffer-Video: „Was die letzten Wochen bei uns so passiert ist? Seht selbst.“ Seitdem blieb es ruhig am Obersalzberg. Aber in der Kostenfrage gibt es eine konkrete Aussage. Die Prüfung und Aufarbeitung aller Sachverhalte und Forderungen, die den Megabau betreffen – Schlechtleistungen, Planungen und alle weiteren Baugewerke inklusive – dauert zwar noch an. Trotz jahrelanger Verzögerungen geht die staatliche Bauverwaltung aber davon aus, dass die genehmigten Kosten – die zuletzt genannte Summe von 30,1 Millionen Euro – eingehalten werden. In der Planung war anfänglich von etwa 14,6 Millionen Euro ausgegangen worden.

Beim Obersten Bayerischen Rechnungshof heißt es auf Anfrage: „Aktuell gibt es keine laufende Prüfung zur Dokumentationsstelle Obersalzberg.“ Wann und ob der ORH zu diesem Thema überhaupt prüft, entscheiden die zuständigen Kleinen Kollegien in richterlicher Unabhängigkeit, sagte ein Sprecher.

Dass Ministerpräsident Markus Söder zur Eröffnung auf den Obersalzberg kommen wird, gilt als so gut wie sicher. Angeblich werde um ihn herum geplant, heißt es im Umfeld der Obersalzberg-Verantwortlichen. Es sei ein medienrelevantes Ereignis im Wahlkampf, kommentiert ein Berchtesgadener Gemeinderat.

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