Bundesumweltministerin: Wolfsabschuss soll leichter werden

von Redaktion

Berlin – Bundesumweltministerin Steffi Lemke will den Abschuss von Wölfen erleichtern und so Weidetiere wie Schafe besser schützen. „Abschüsse von Wölfen nach Rissen müssen schneller und unbürokratischer möglich sein“, sagte die Grünen-Politikerin der „Welt“. „Wenn Dutzende Schafe gerissen werden und verendet auf der Weide liegen, dann ist das eine Tragödie für jeden Weidetierhalter und eine ganz große Belastung für die Betroffenen. Daher brauchen sie mehr Unterstützung und Sicherheit.“ Ende September wolle sie konkrete Vorschläge liefern.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sieht die angekündigte Abschuss-Erleichterung kritisch. „Die Erfahrungen aus anderen EU-Ländern zeigen klar, dass sich Risse mit dem Gewehr nicht nachhaltig reduzieren lassen“, sagte BUND-Wolfsexperte Uwe Friedel. „Die meisten Risse an Weidetieren geschehen in Deutschland an Tieren ohne Herdenschutz“, sagte Friedel. Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, blickt skeptisch auf Lemkes Vorstoß. „Das dient nach unserer Einschätzung eher der Vernebelung. Ein rhetorisches Zugeständnis für erleichterte Entnahmen von einzelnen Problemtieren ist Kosmetik und reicht bei weitem nicht mehr aus.“ Nötig sei „eine amtliche Feststellung, dass der günstige Erhaltungszustand erreicht ist, eine Umstufung des Schutzstatus und ein echtes Wolfsmanagement“. Das Bundesamt für Naturschutz gibt unter Hinweis auf das Wolfsmonitoring 2021/2022 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1200 an. Die Tiere lebten demnach in 161 Rudeln. Dazu kamen 43 Wolfspaare sowie 21 sesshafte Einzelwölfe.

In Bayern geht das Landesamt für Umwelt (LfU) aktuell von neun Regionen mit standorttreuen Wölfen aus. Dazu zählen neben den Allgäuer Alpen, Grafenwöhr und dem nördlichen Bayerische Wald auch das Altmühltal, wo Mitte August fünf Wolfswelpen auf einem Waldweg von einer Radfahrerin gefilmt werden konnten (wir berichteten). Kurze Zeit später konnte in derselben Region der Tod einer Hirschkuh einem männlichen Wolf zugeordnet werden. Eine weitere Region mit standorttreuen Wölfen ist das Gebiet Staffelsee-West. Zuletzt wurde dort laut LfU am 21. August einem weiblichen Wolf per Gen-Nachweis der Riss von zwei Schafen nachgewiesen.

Laut der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) wurden 2022 pro Wolfsübergriff durchschnittlich 3,8 Tiere getötet. Bei den von Wölfen 2022 getöteten oder verletzten Nutztieren in Deutschland handelte es sich demnach zu 88,6 Prozent um Schafe und Ziegen, zu 4,2 Prozent um Gatterwild und zu 6 Prozent um Rinder (meist Kälber). Die Anzahl der verletzten oder getöteten Nutztiere lag im Jahr 2014 noch unter 500, 2022 liegt sie laut DBBW bei über 4000.  mm/dpa

Artikel 6 von 10