Hinterriß – Herbstzeit bedeutet am Ahornboden: Hochsaison! Michaela (35) und Dominik (40) Larcher leben mit ihren drei Kindern im Sommer auf der Binsalm in Hinterriß, auf 1500 Metern, eine knappe Stunde Fußmarsch vom Alpengasthof Eng entfernt. Mit oben am Berg: 25 Milch- und 40 Jungkühe. Sobald sich der Ahorn gelb und rot färbt, ist ihr Refugium ein besonders beliebtes Ausflugsziel. Wir haben nachgefragt, wie sich die Wirtsfamilie auf die herbstliche Hochsaison vorbereitet.
Frau Larcher, wie sieht es am Ahornboden aus? Nähert sich die Schönheit der Natur ihrem Höhepunkt?
Ein bisserl dauert es noch. Die schönste Farbe haben die Bäume Mitte bis Ende September. Aber das Wetter ist wunderbar und soll es auch die nächsten zwei Wochen bleiben. Jetzt geht’s los! Wir sind alle schon ein wenig nervös.
Bereiten Sie sich auf die vielen Gäste besonders vor?
Von unseren selbst gemachten Spätzle und Knödeln haben wir eine ausreichende Menge hergestellt, die Kühlung ist voll. Außerdem haben wir für diesen Herbst auch vegane Gerichte entwickelt, Kichererbsen-Curry und Spinatstrudel. Wir bereiten uns aber auch auf den Almabtrieb vor. Der ist am 16. September. Bis Ende Oktober sind wir dann ohne das Vieh heroben. Und nur am Wochenende, denn die Kinder müssen in Bruck unten in die Schule. Ab Montag übernehmen deshalb die Großeltern unter der Woche die Alm.
Wie sieht Ihr Arbeitstag heute aus?
Wir stehen um halb sechs auf und melken im Stall die Kühe. Die bringen wir dann zur Weide, danach wird das Frühstück vorbereitet. Danach kümmern wir uns um den Check-out und die Einteilung der Mitarbeiter für den Zimmer- und Putzdienst, danach schon wieder um die Mittagsküche. Ab drei checken neue Gäste ein und wir bereiten uns auf die warme Abendküche vor, holen vorher die Kühe von der Weide. Und morgen wieder von vorn!
Was suchen die Menschen in den Bergen? Haben sich Ihre Gäste durch Corona und Ukraine-Krieg verändert?
Nein, die lassen allen Stress im Tal. Schon wenn sie aus dem Auto aussteigen und das Bergpanorama sehen, kriegen sie sofort den Kopf frei und entspannen sich. Bei uns heroben sind sie immer sehr nett. Eben glücklich und zufrieden, dass sie auf der Alm sind. Das liegt an den Bergen, aber sicher auch an der guten Luft und der Bewegung.
Wie entspannen Sie selbst? Bleibt dafür in der Hochsaison überhaupt Zeit?
Ja doch, wir gehen ungefähr einmal pro Woche mit den Kindern wandern. Wenn man tagsüber nach dem Jungvieh sieht, ist das auch eine Erholungspause.
Was macht eine gute, gemütliche Alm aus?
Die Extras. Wir haben zum Beispiel ein Jacuzzi, oder Hotpot, in dem die Gäste in frisch erhitztem Gebirgswasser baden können. Wellness am Berg, das kommt an! Bei uns dürfen auch die Hunde mit, das gibt es nicht mehr ganz so oft. Außerdem ist bei uns nicht um zehn Uhr Nachtruhe, bei uns kann man auch mal ein bissel länger in der Gaststube sitzen, weil wir eine Privatalm sind. Schöne Zimmer, schöne Bettwäsche und Handtücher sind natürlich immer gefragt.
Ihre Renner sind Rindsgulasch und Kaiserschmarrn, gekocht von Ihrer Mutter. Verfeinert sie die Rezepte ständig?
Ja, aber wie, das ist natürlich ihr Küchengeheimnis. Übrigens ist der Renner immer das Gericht, das als Erstes am Tag rausgeht: Wenn der erste Gast Schnitzel bestellt, wollen an dem Tag alle Schnitzel. Ich finde das immer wieder lustig.
Wie viele Portionen Kaiserschmarrn gehen denn an einem guten Sonntag über die Theke?
Wir machen in einer großen Pfanne immer zehn Portionen auf einmal, und das an einem guten Tag vielleicht fünf Mal … also 50?
Auf Facebook kann man sogar sehen, wie Ihr Kaiserschmarrn zubereitet wird. Sind sie eine Alm mit Multi-Media-Konzept?
Ich habe eine Schulung zu dem Thema gemacht. Wir machen unsere Werbung selber, das ist billiger. Und das Internet ist dafür super. Ich bediene beide Kanäle, Facebook und Instagram.
Was wünschen Sie sich für die kommenden Wochen?
Einen goldenen Herbst! Und dass es nachts noch länger warm bleibt, denn dann fallen die Blätter von den Ahornbäumen nicht so schnell runter.
Interview: Isabel Winklbauer