Dresscode im Klassenzimmer?

von Redaktion

Elternverband für strikte Regeln – das lehnen Schulen aber ab

München/Berlin – Der Bundeselternrat hat sich für Bekleidungsregeln an Schulen ausgesprochen. „Wir empfehlen Schulen, einen Konsens über eine Kleiderordnung zu schließen“, sagte die Vorsitzende der Organisation, Christiane Gotte, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Ein derartiger Konsens sollte dann auch in die Hausordnung aufgenommen werden. Dann hätte ein Verstoß auch Konsequenzen. „Dann kann man Schülerinnen oder Schüler nach Hause schicken und verlangen, dass sie sich ordentlich anziehen.“ Meist gehe es dabei um „unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige Kleidung“. Vor allem Mütter sähen in Kleidungsregeln einen Vorteil, um morgendlichen Diskussionen mit ihren Kindern zu entgehen.

Gotte räumte zugleich ein, eine generelle Kleiderordnung an Schulen sei im föderalen System kaum durchsetzbar. In Bayern gibt es dazu auch landesweit keine Direktiven. Vorgaben zur Schulkleidung gibt es bisher nur in Einzelfällen, die meisten Schulleiter lehnen das als überflüssig und dirigistisch ab. Klare Regeln, welche Kleidung in Ordnung ist und welche nicht, hat aber die Glonntal-Realschule Odelzhausen (Kreis Dachau). Sie hat eine Kleiderordnung verabschiedet. In dieser sind acht konkrete Regeln formuliert. So soll die Kleidung beispielsweise eine angemessene Länge haben. Das heißt, die „Länge des Rockes bzw. der kurzen Hose sollte bei gestreckten Armen mindestens die Fingerspitzen des Schülers/der Schülerin erreichen“. Hotpants sind damit in der Schule ausgeschlossen. In der Ordnung ist auch geregelt, dass Unterwäsche nicht zu sehen sein sollte, die Kleidung solle auch „nicht unverhältnismäßig viel unbedeckte Haut zeigen“. An der Realschule Weichs gilt folgende Regel: „Wir kommen in angemessener Bekleidung in die Schule. Disco- bzw. Strandkleidung ist nicht erwünscht.“

Die Realschule Haag in Obb. (Kreis Rosenheim) verpflichtete ihre Schülerinnen und Schüler einige Jahre lang zu einheitlicher blau gefärbter Schulkleidung. „Das gibt’s jetzt nicht mehr“, heißt es im Schulsekretariat – die Kleiderordnung wurde schon vor einigen Jahren wieder abgeschafft. Ärger gab es im vergangenen Jahr an der Dr.-Wintrich-Realschule in Ebersberg. Dort bat die Schulleitung darum, „anstößige Kleidung“ zu vermeiden – was einige Schüler dazu animierte, sich aus Protest die T-Shirts abzuschneiden und somit „bauchfrei“ zu erscheinen. Mittlerweile scheint sich die Unruhe wieder gelegt zu haben. Der Chef des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, der selbst Leiter eines Gymnasiums in Schwaben ist, will den Vorstoß nicht unterstützen. „Wir sind in Deutschland aufgrund unserer Geschichte anders auf Freiheit ausgerichtet, auf Selbstbestimmung und Mündigkeit. Eine Formulierung zu finden, die festlegt, wie lang ein T-Shirt sein darf, ist kaum möglich“, sagte er den Funke-Zeitungen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) hält Schuluniformen und Einheitskleidung für einen Eingriff in das Selbstbestimmungsrecht – und lehnt sie daher ebenfalls ab.  mm/dpa

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