Mittenwald – Wer hat den Bergführer Georg Schwarzenberger (45) aus Krün (Kreis Garmisch-Partenkirchen) verprügelt? Schwarzenberger hatte Mitte August einer Bergsteigerin am Klettersteig geholfen, die nach seinen Angaben unsicher und verängstigt gewirkt habe, sie schrie vor Schreck dabei auf. Ihr Begleiter hatte aber offenbar die Sicherungsaktion falsch verstanden und verfolgte die Gruppe, die Schwarzenberger über den Höhenweg führte, mehr als 30 Minuten lang.
Als er die Gruppe eingeholt hatte, gab er dem Bergführer eine Kopfnuss sowie mindestens einen Faustschlag ins Gesicht, wodurch sich der Einheimische Frakturen an der Kieferhöhle zuzog. Schwarzenberger war kurz ohnmächtig, seine Gruppe machte aber Fotos, die in Sozialen Netzwerken die Runde machten. Die Polizei hatte bald einen Tatverdächtigen im Visier, der war aber unschuldig, wie sich dann herausstellte.
Schwarzenberger fahndete dann auf eigene Faust über seine Facebook-Seite und postete dort Fotos von dem Schläger: „Nachdem ich damit rechnen muss, mein Leben lang mit einer tauben Gesichtshälfte rumlaufen zu müssen, ist es mir mittlerweile vollkommen egal, was datenschutztechnisch erlaubt oder verboten ist“, schrieb er darunter.
Schwarzenberger hatte gehört, wie der Tatverdächtige von der Frau und dem Mann, die ihn begleiteten, „Mariusz“ genannt wurde. Wie er auf diese Schreibweise kommt? „Ich habe den Mann auf Polnisch fluchen hören. Ich habe eine polnische Schwägerin, darum kenne ich das und darum weiß ich, dass der Mann Mariusz mit Vornamen heißt.“
Offenbar hatte Schwarzenberger mit seiner Facebook-Fahndung Erfolg: „Das Echo auf den Post war riesig, und es hat sich ein Vermieter aus Mittenwald gemeldet, bei dem ein Mann übernachtet hatte, der dem von den Fotos ähnlich sieht.“ Der Vermieter sei ein älterer Mann, Bekannte hätten ihm nun die Fotos bei Facebook gezeigt. „Der Vermieter habe eine dreiköpfige Gruppe zu Gast gehabt, auf die der Namen und die Beschreibung gepasst hätten. „Die drei sind an jenem Tag überraschend abgereist“, berichtet Schwarzenberger weiter. Die Polizei habe den Verdächtigen in Nordrhein-Westfalen ausfindig gemacht. Die Ermittler konnten das gestern noch nicht bestätigen.
Schwarzenberger geht es nach eigenen Worten übrigens nicht darum, dass er Schadenersatz und Schmerzensgeld bekommt, obwohl er eine Woche in der Klinik war und danach noch eineinhalb Wochen außer Gefecht war. Er sagt: „Ich will, dass der Mann zur Rechenschaft gezogen wird. Ich hatte eine Gruppe auf dem Klettersteig geführt, die ohne mich echte Probleme hätte bekommen können.“ JOHANNES WELTE
Bergführer postet Foto in Sozialen Netzwerken
Vermieter erkennt Verdächtigen auf Facebook-Fotos